"Place Vendôme" (#) von Nicole Garcia. Frankreich, 1998. Catherine Deneuve, Jean-Pierre Bacri, Emmanuelle Seigner, Jacques Dutronc

Ein Juwelierhändler hat sich in Schwierigkeiten gebracht, weil er einige Steine veruntreut hat. Er begeht Selbstmord. Seine Frau Marianne ist alkoholkrank und in therapeutischer Behandlung. Sie findet die Steine und will sie doch noch gewinnbringend an den Mann bringen, doch findet sie keinen seriösen Käufer. Außerdem taucht plötzlich ein Mann aus ihrer Vergangenheit auf, die wiederum von den Geschäftskollegen des verstorbeben Gatten gesucht wird. Dieser Mann stellt sich am Schluß seinen Verfolgern und die verwitwete Gattin findet einen neuen Liebhaber.

 

Eine unerhört gründlich und gemächlich - manchmal allzu gemächlich - erzählte Geschichte, die ganz langsam, so nach etwa einer Stunde, zusammen mit den Figuren an Tiefe und Spannung gewinnt und dann plötzlich das Potential zu einem echt spannenden und geheimnisvollen Film Noir hat. Nur kann sich Nicole Garcia, die ich als Schauspielerin sehr gern in dem Film gesehen hätte, leider nie so ganz von ihrem gepflegten und gemessenen Tempo lösen und schafft somit den Schritt zu einer zügigeren und angemessen unterhaltsamen Erzählweise nicht ganz. Als alle labyrinthischen Verwicklungen halbwegs erklärt sind, alle Probleme offen liegen und man endlich jede einzelne Figur in dem Puzzle an einem Platz untergebracht hat, könnte es also zu einem furiosen Finale kommen, zumal Konfliktstoff genug vorhanden ist. Aktuelle und alte Rechnungen unter Juwelenhändlern sind zu begleichen, Betrug, Lüge, Untreue und Diebstahl finden sich zuhauf, sowohl auf privater als auch auf geschäftlicher Ebene, und wenn Marianne auch vielleicht nicht zur Gewalt greifen würde, die Herren mit Sonnenbrille und im Anzug sehen da schon etwas anders aus. Die Deneuve ist als Marianne fabelhaft, und spielt ihre aktivste und vielschichtigste Rolle seit langem. Eine vielfach benutzte, betrogene und gebrochene Frau, die plötzlich wieder zu neuem Leben erwacht, alte Beziehungen und Fähigkeiten reaktiviert, aber dann doch erkennen muß, daß sie nur ein Spielball im System und außerdem nicht stark genug ist, es mit den ganz Großen aufzunehmen. Unter der polierten Oberfläche zwischen Paris, Ostende und England spielen sich Intrigen und Verbrechen ab, Machtkalkül und Rücksichtslosigkeit herrschen da, wo eigentlich nur schnöder Mammon regiert. Alles also an sich vielversprechend, wenn man es mit dem nötigen Schwung und dem richtigen Gefühl für Atmosphäre gestaltet. Beides aber geht der guten Frau Garcia ein wenig ab und deswegen streckten sich die zwei Stunden teilweise doch ganz schön. (22.6.)