"Shakespeare in Love" (#) von John Madden. England/USA, 1998. Gwyneth Paltrow, Joseph Fiennes, Ben Affleck, Geoffrey Rush, Colin Firth, Judy Dench, Imelda Staunton, Simon Callow, Tom Wilkinson, Rupert Everett
Eine so recht zu Herzen gehende Romanze für alle, die von der öden Gegenwart und dem vulgären Hollywoodbrutalismo gründlich die Nase voll haben und sich einfach mal mit Stil und Gefühl verwöhnen lassen wollen. Daß Shakespeare in den letzten Jahren wieder schwer in Mode gekommen ist, bezeugen die zahllosen Verfilmungen, auch die, die jetzt bereits wieder anstehen, und also konnte man schwerlich etwas falsch machen mit einer augenzwinkernden, anspielungsreichen Komödie über Shakespeare himself. Wir erfahren also, wie 'Romeo und Julia' zustande kam, wie Christopher Marlowe starb, und wie sich Willieboy erst nach dessen Tod aus dem übergroßen Schatten lösen konnte, wir erfahren, für wen er das ewige Schülerquälersonett "Shall I compare thee to a Summer's day" schrieb und wer ihn zu "Twelfth Night" inspirierte. Die große Liebe war’s natürlich, die Liebe zu einer standesmäßig weit höher stehenden Frau, die ihrerseits einem reichen Pinkel versprochen ward, der sie seinerseits mit nach Virginia in die Tabakfelder mitzunehmen gedachte. Und das letztlich auch tat, was nichts an dem innigen Gefühl der beiden Liebenden änderte und nur beweist, daß Standesstrukturen und königliche Befehle eben manchmal doch stärker sind als die Liebe. Die turbulenten Umstände, unter denen "Romeo und Julia" entstand und noch während der Entstehung geprobt wurde und dann zur Aufführung gelangte, werden mit trefflichem Tempo und viel Humor dargestellt, zugleich entsteht ein farbiges Porträt der Stadt London und ihrer Gesellschaft im späten 16. Jahrhundert. Shakespeare ist hier ein sympathischer, aber etwas zielloser Träumer, der ein lockeres Leben führt und erst durch Lady Viola so richtig von der Muse geküßt wird. Die beiden sind ein schönes Paar und der Film ist modern genug, um die sinnlichen Freuden, die sie gemeinsam erleben, auch angemessen ins Bild zu rücken. Diese Bilder sind zusammen mit der schönen Musik überaus anschmiegsam und schaffen einen idealen Rahmen für anspruchsvolle Unterhaltung. Dazu reckt Gwynnie Paltrow ihren zarten Schwanenhals und bläht ihre Nüstern und ist natürlich herzerweichend schön - wer könnte von diesem wahrhaft überirdischen Wesen je den Blick wenden? Als Schauspielerin allerdings habe ich sie bislang nur in "Emma" erlebt und wäre eigentlich mal wieder neugierig auf einen Stoff, der sie auch in dieser Hinsicht fordert. Gemeinsam mit ihr tritt ein erlesenes Darstellergrüppchen auf, allesamt in bester Laune, so wie wir, wenn wir beschwingt und, je nach Geschlecht, gerührt aus dem Kino stapfen und mal wieder wissen, daß die guten alten Zeiten, die so gar nichts mit dem Hier und Jetzt zu tun haben, immer noch der kuscheligste Zufluchtsort sind. Und wer sollte so etwas nicht von Zeit zu Zeit nötig haben? (7.3.)