"Suzy Washington" von Florian Flicker. Österreich, 1998. Birgit Doll, August Zirner, Wolfgang Berger

Suzy Washington heißt eigentlich Nana Iashvili und kommt aus irgendeiner Exrussischen Bürgerkriegsrepublik, um mit einem gefälschten Visum nach Los Angeles zu ihrem Onkel zu fliegen. Am Wiener Flughafen bleibt sie stecken, kann dann aber mit List und Tücke in die Alpen entkommen und auf abenteuerlichen Wegen doch noch in die ersehnte Freiheit reisen.

 

Ein ungewöhnlicher, weil ungewöhnlich realitätsnaher Abenteuerfilm vor einer ungewöhnlichen, weil seltenen Kulisse. Verträumte Bergseen, ländlicher Gasthäuser und versteckte Berghütten in Grenznähe bilden den Hintergrund zu einer Geschichte, die sich tagtäglich vielleicht nicht ganz so, aber doch auf vielfältige, und manchmal bestimmt noch viel unglaublichere Weise abspielt. Ein aktueller, überaus ernster Hintergrund, aus dem ein stilles, unscheinbares Roadmovie geworden ist, das sicherlich nicht all seine Möglichkeiten ausreizt, aber dennoch für Spannung sorgt, denn die gute Nana, die ohne Paß und bald auch ohne Bargeld unterwegs ist, und im gemütlichen Spießerlanderl garantiert überall auffällt, gerät von einer prekären Lage in die nächste, und immer wird es etwas enger und auswegloser. Wie sie dann doch aus allem heil herauskommt, wird ebenso unspektakulär erzählt wie der Rest, aber dadurch wirkt hier auch nichts zu haarsträubend oder schrill oder falsch. Darüber hinaus gibt's ein paar deftige Seitenhiebe gegen die lieben Landsleute und die perfide Art und Weise, in der mit illegalen Einwanderern schamlos Geschäfte gemacht werden, wie man sie ihrer gesamten Habe beraubt, um sie dann letztlich doch ihrem Schicksal zu überlassen. So halten sich schrulliger Humor und bissige Kritik ganz gut die Waage, und überhaupt gibt es ja noch Birgit Doll, von jeher eines der interessantesten Gesichter im deutschsprachigen Film, die mit ihrer starken Ausstrahlung nachhilft, wo die Story mal ein wenig durchhängt. Auf seine eigene, stille Art ist dies ein ganz anderer Film, als man sie sonst in hiesigen Breitengraden zu sehen gewohnt ist, und vielleicht ist es auch ganz gut, daß man die Geschichte nicht größer aufgebauscht hat, denn wer weiß schon, wo sie dann hingelaufen wäre. (6.4.)