"TGV" (TGV Express - Reise nach Conakry) von Moussa Touré. Senegal/Frankreich, 1997. Makéna Diop, Al Hambou Traoré, Bernard Gireaudeau
Eine Busreise von Dakar rüber nach Guinea, mitten durch Busch, Untiefen, dichte Wälder und vor allem feindliches Stammesgebiet, in dem gerade mal wieder ein Aufstand geprobt wird. An Bord allerhand skurrile Gestalten, windige Grasraucher, flüchtige Finanzminister, lamentierende weise Männer und Rambo, der Fahrer, der Chef. Unterwegs steigen auch noch zwei Franzosen zu und bereichern die Gemeinschaft um ihre ganz speziell europäische Version der Neurose, was aber letztlich doch nicht so schlecht ist, denn als der Bus in die Hände der Aufständischen fällt, dürfen die Bleichgesichter als Geisel herhalten und die anderen unbeschadet nach Conakry weiterreisen.
Flottes, peppiges urafrikanisches Entertainment mit viel spöttischem Wort- und allerlei launigem Situationswitz, voller respektloser Tiefschläge gegen die Afrikaner, ihre Korruption, die Europäer, ihre Verwirrung und sowieso gegen alles andere auch noch. Man atmet afrikanische Düfte, taucht endlich mal wieder in jene Landschaft ein und erlebt nebenbei einen Film, der kein Interesse an touristisch wohlfeiler Verklärung hat. Alle sind ein bißchen verrückt, ein jeder schlägt sich so durch, und wenn nun ein unfähiger Minister türmt, heißt das noch lange nicht, daß er daraus gelernt hat oder etwa daß er durch einen weniger eitlen und ehrlicheren Herrn ersetzt werden würde. All dies treibt in lockerem Rhythmus dahin, schaukelt sich gelassen und heiter durch grünes Regenland und entläßt den zivilisierten Zuschauer angenehm aufgeräumt in den trüben europäischen Abend. (5.10.)