"The Matrix" (#) von Larry und Andy Wachowski. USA, 1999. Keanu Reeves, Laurence Fishburne, Carry-Anne Moss, Hugo Weaving

Zurück zum McMovie von vorhin. Disneyland ist überall, nur diesmal wird es künstlich beleuchtet, dunkelmetallic angestrichen und die Massaker werden mit Hightech aufgeplustert. Die Gebrüder Wachowski sind nett und gewähren uns einen Einblick in die Zukunft: Alle Menschen sind plötzlich Gemüse, das auf großen Feldern geerntet wird und anschließend in einer Kunstwelt, der Matrix, existiert, die Geist und Willen des Individuums abtötet und gleichschaltet. Ein paar wackere Außenseiter haben sich rechtzeitig vom Acker gemacht und leben in einem kleinen Raumschiff in ständiger Angst irgendwo in den Hinterhöfen der Städte, die zu riesigen Müllhalden verödet sind. Sie suchen nach dem einen großen Retter, der ihr Schicksal und das der übrigen Menschheit in die Hand nehmen und die Matrix besiegen kann. Dieser Retter sieht aus wie Keanu Reeves und muß nach einigem Zaudern und Sträuben wohl oder übel einsehen, daß er den Job machen muß.

 

Natürlich kann man mit offenem Mund und staunenden Augen auf die Leinwand stieren und die hochdosierten Spezialeffekte bewundern. Dann hätte der Film absurderweise genau den Effekt, den zu kritisieren die Geschichte ja vorgibt: Eine perfekte Matrix, durchdesignt um das Hirn zu benebeln, den Kopf zu bedröhnen, den Blick zu verschleiern und jeden klaren Gedanken zuzukleistern. Wenn man das nicht mit sich machen läßt, kommt einem der Gehalt dieses Films bemerkenswert bekannt vor: Aldous Huxley und George Orwell grüßen an jeder Straßenecke, das mit dem Gemüse und den Amerikanern hat Frank Zappa schon vor fünfunddreißig Jahren festgestellt (und hat nach wie vor recht damit), und dieses ganze nebulöse Geschwafel von wegen befreie den Kopf und die Seele (sogar das "White Rabbit" kommt vor!) haben uns die Hippies Anno Dazumal auch schon mal einzutrichtern versucht, nur mit mehr Charme und weit weniger Gewalt. Larry Fishburne ist anders als sein fahler Kollege Reeves sehr charismatisch und hat dazu die Aufgabe, alle Thesen und Sprüche abzusondern, aus denen sich irgendsowas wie ein Weltbild zusammensetzen soll. Fast jeder Satz ist druckreif und sollte über jedem Bett hängen, aber andererseits habe ich nach einer einigermaßen verheißungsvollen ersten Viertelstunde recht bald auf Durchzug geschaltet und diese ganze Technoorgie an mit vorüberrauschen lassen, eine willkürliche, langweilige Aneinanderreihung angeberischer Tricks, die eigentlich nur für kleine Jungs sind, und wahrscheinlich einen Vorgeschmack davon vermitteln, was kleine Jungs sich in Zukunft reintun, um überhaupt noch interessiert zu sein. Immerhin gibt mir der Film eine Vorstellung davon, was in Hollywood zur Zeit angesagt ist. Technisch scheint es dabei kaum Begrenzungen zu geben, aber sonst ist alles schon längst gesagt und wird nur im vermeintlich neuen Outfit wiedergekäut. Feed your head? You bet! (20.7.)