"The Opposite of Sex" (#) von Don Roos. USA, 1998. Christina Ricci, Lisa Kudrow, Martin Donovan, Ivan Sergei, Lyle Lovett
Ein sehr gemeiner kleiner Film, gemein deshalb, weil er uns nicht genug von dem gibt, was er zwischendurch regelmäßig verspricht. Er könnte so richtig mies und fies und durchtrieben und böse und sarkastisch und witzig sein, und all das ist er auch ansatzweise, nur eben nicht so, wie ich's mal gern hätte.
Deedee ist sechzehn und eine echte Schlampe: Ihre, Stiefvater, einem dreckigen Vergewaltiger, pißt sie aufs Grab, ihrer zeternden Mutter läuft sie weg, ihrem schwulen Halbbruder Bill spannt sie den Lover Matt aus, dem erzählt sie dann, das Kind, das sie gerade austrägt, sei von ihm, während sie den echten Vater in Notwehr erschießt um das Kind in Kanada zur Welt zu bringen, aber bei Bill zu lassen, weil Kinder und Liebe und Beziehungen und Sex sowieso nichts für sie sind.
Deedee ist jedermanns Alptraum entsprungen, aber durch und durch hassen kann man sie natürlich nicht, weil die Umwelt, wie sie selbst, die den Begleittext spricht, uns immer wieder zeigt, auch nicht gerade fromm und friedfertig ist. Bill, ein Lehrer, wird Opfer einer echt amerikanischen Medienhetzkampagne, Lucia, die Schwester seines an Aids gestorbenen Ex-Lovers hängt ihm dauernd zickig und frustriert auf den Fersen, der Vater von Deedees Kind hat nur ein Ei, gebärdet sich als wüster Macho, drischt aber dauernd fromme Sprüche undsoweiter. Es passiert ziemlich viel in dem Film, der das grundsätzliche Problem hat, daß die Dramaturgie einfach nicht hinhaut. Jedesmal, wenn Deedee, von Christina Ricci umwerfend gespielt, gerade nicht auf der Leinwand ist, leider sehr oft sogar, hängt das Tempo ziemlich durch, zumal es die anderen Figuren an Witz und Bösartigkeit längst nicht mit der Kleinen aufnehmen können und schnell etwas fad wirken. Es geht viel um Bill, der Matt zurückkriegen will, um Lucia, die endlich mal einen Mann braucht, um einen braven Bullen, der sich um sie bemüht und um einen miesen Homo, der Bill reinreißen und sich Matt unter den Nagel reißen will. Alles ganz nett, aber eigentlich wollen wir nur Deedee sehen und uns mit ihr über ihre nächsten perfiden Intrigen freuen und obendrein noch ihre genüßlichen Kommentare dazu hören. Je mehr Deedee, desto besser. Leider gibt es nicht genug von ihr und deshalb schlich sich meine Aufmerksamkeit immer mal wieder für längere Zeit fort und deshalb muß man auch von traurig verschenkten Möglichkeiten sprechen. (27.7.)