"East is East" von Damien O'Donnell. England, 1999. Om Puri, Linda Bassett, Jordan Routledge, Archie Panjabi, Emil Marwa, Chris Bisson

Ein Arschvoll Pakis im Manchester der frühen Siebziger: Im Radio schmalzen die Hollies, von den Wänden der fremdenfeindlichen englischen Proletarier brüllt Enoch Powell seine Nazislogans, und Paki George hat alle Mühe, seine Missus und die sieben Kinder unter Kontrolle zu behalten. Die mischen fröhlich in christlichen Prozessionen mit, brutzeln sich im Ofen fette Würstchen, treiben es mit weißen Mädels aus der Nachbarschaft und flüchten schon mal vom Altar, wenn Paps mal wieder mit einer dieser Pakibräute anrückt, die er zur Vermählung für die widerborstigen Herren Söhne (= Mistkerle) vorgesehen hat. Als er merkt, daß seine Autorität als moslemischer Patriarch bedenklich bröckelt, greift er zu roher Gewalt, kann aber letztlich doch nicht verhindern, daß die Familie sich durchsetzt, will sagen sich hin zu mehr Freiheit und modernen Zeiten bewegt.

 

Ein ganz und gar hinreißender Film, buchstäblich zum Brüllen komisch, aber jederzeit mit soviel Bodenhaftung ausgestattet, daß es auch mal ernst wird, und daß man sowieso den Bezug zum an sich ja recht düsteren sozialen Hintergrund nie aus dem Blick verliert. Denn eigentlich haben die Pakis in England reichlich wenig Grund zur Freude: Überall diskriminiert, verachtet, beschimpft und auch brutalisiert, fristen sie ein Randgruppendasein in Ghettos und stets im Blick rechtsradikaler Demagogen. Untereinander sind sie, was mindestens genauso schlimm ist, zerrissen zwischen religiöser Tradition und den Einflüssen westlicher, moderner Zivilisationen, und so muß sich auch der selbstherrliche, einfältige und völlig ignorante Macho George mit der Mode der Zeit auseinandersetzen, mit sexueller Liberalisierung und einer allgemeinen Lockerung der herkömmlichen Sitten. Er reagiert mit hilfloser Tyrannei und Prügelei, und da bleibt natürlich manches Mal jegliches Lachen im Halse stecken, aber wie die Kinder seine despotische Herrschaft immer wieder unterlaufen, wie sich sich hinter seinem breiten Rücken langsam aber sicher freistrampeln ist andererseits so irrsinnig witzig, daß man aus dem Kichern einfach nicht mehr rauskommt. Zuletzt wird der Humor dann durchaus auch etwas grobmaschiger und handfester, aber grundsätzlich bleibt der typisch britische Blick auf die kleinen Leute: Voller liebevoller Ironie und Wachsamkeit für gesellschaftliche Realitäten. Unwiderstehlich. (29.5.)