"An ideal husband" (Ein perfekter Gatte) von Oliver Parker. England, 1999. Rupert Everett, Julianne Moore, Minnie Driver, Cate Blanchett, Jeremy Northam, John Wood
Das beste, was man tun kann, wenn man es mit einem Stück von Oscar Wilde zu tun hat, ist auf jeden Fall, den Mann für sich sprechen und allen überflüssigen Zierrat beiseite zu lassen. Das ist ganz schön schwierig, wenn gerade mal plüschige britische Literaturfilme mächtig in Mode sind, ganz egal, ob da nun Namen wie Henry James, Thomas Hardy oder auch Jane Austen gehandelt werden. Wenn da nicht der große Gleichmacher alles zu braven und beliebigen Konventionsstückchen verwursten soll, müssen kompetente Leute ran. Oliver Parker hat sich schon mal an Shakespeare versucht, und das Resultat konnte sich schon sehen lassen. Diesmal also ist Oscar Wilde dran, jener geniale Sprücheklopfer, dessen beste Werke eigentlich nur aus Bonmots bestehen, die man nach wie vor höchst lustvoll genießen kann. Es geht um Ränke in der englischen Gesellschaft um die Jahrhundertwende, es geht um laszives Nichtstun, um politische Rangeleien, um amouröse Intrigen und natürlich - welches Thema könnte unerschöpflicher sein - um Männer und Frauen. Eine intrigante Dame namens Cheveley möchte eine teure Finanzspekulation retten und erpreßt einen hoffnungsvoll aufstrebenden Politiker mit einer dummen Episode aus der Vergangenheit. Zugleich versucht ein umschwärmter Junggeselle verzweifelt, unverheiratet zu bleiben, doch wie die fiese Lady scheitern auch seine Bemühungen letztendlich, und so gibt es eine Versöhnung, eine Hochzeit und vorerst keinen Todesfall. All dies wird doch sehr beschwingt und befriedigend dargeboten, mit ein bißchen was fürs Auge, ein bißchen Drama, das einem zwischenzeitlich fast schon die Freude verderben möchte und natürlich sehr viel Spaß und Genuß am Spott. Man möchte direkt mit gezücktem Bleistift daneben sitzen und all die herrlichen Weisheiten aufschreiben, die uns dort um die Ohren fliegen, aber so schnell geht das Ganze, daß man noch fröhlich kichert, wenn schon die nächste Pointe naht. Parker hat gut daran getan, Wilde ganz schlicht und konservativ zu verfilmen, vielleicht mit ein wenig zuviel Pathos in Chilterns flammendem Appel an das englische Nationalbewußtsein, aber andererseits so bescheiden und taktvoll, daß er sich als Regisseur nicht vor den Autor schieben möchte. Die Schauspieler stehen und fallen dabei mit der Ausgestaltung ihrer Rollen: Everett und Moore sind prachtvoll als träge-sinnliche Kontrahenten und Geschwister im Geist, während Driver allzu clownesk daherkommt und Blanchett zu herb und stark ist in diesem Kontext. Aber eigentlich sind dies eher Kleinigkeiten, denn das Stück ist einfach zu witzig und geistreich, um verdorben werden zu können, und Parker ist auch geschmackvoll genug, um alles in der rechten Balance zu halten und damit beste und charmanteste Unterhaltung zu garantieren. Gut, daß es die englische Literatur gibt - was täte der Kinogänger nur ohne sie? (15.1.)