"Ghost Dog" (Ghost Dog - Der Weg des Samurai) von Jim Jarmusch. USA, 1999. Forest Whitaker, John Tormey, Cliff Gorman, Henry Silva, Isaach de Bankolé

Jim Jarmuschs ganz spezieller Mix aus Coolness, Hommage, Genrezitat und abstrusem Humor funktionierte bereits in "Dead Man" ganz gut, und so auch hier. Diesmal geht es um einsame Profikiller, um Melville, um Samurai, um Ehrenkodex und darum, daß es sowas in der heutigen Zeit ja eigentlich nicht mehr gibt. Und darum stirbt Ghost Dog am Schluß ganz folgerichtig durch die Hand jenes Mannes, der ihm einst das Leben rettete und ihn zu seinem Gefolgsmann machte. Zwei Welten prallen in diesem Showdown aufeinander: Der Philosoph, der streng nach klassischen Regeln lebt und strikt auf Vertrauen, Ehrlichkeit und Gradlinigkeit setzt, auf der anderen Seite ein kleiner, neumodischer Gauner, der um der Macht willen buchstäblich über Leichen geht, auch über die des einzigen Mannes, der ihm vertraute. Zuvor hatte Ghost Dog einen ganzen Gangsterclan totgemacht, der ihn totmachen wollte, aber die eiserne Disziplin und der unbedingte Wille des Samurai waren stärker. Der Mann hielt sich Tauben, las Bücher und legte am liebsten düsteren Hip Hop ein, wenn er sich auf den Weg zu neuen Taten machte. Ein sanfter, einsamer, in sich ruhender Typ, cool, unnahbar, rätselhaft, der am Schluß bewußt in den Tod geht, weil dies zu seiner Bestimmung gehört.

 

Jarmusch hat zunächst einmal eine souverän und spannend erzählte Gangsterballade gemacht, deren brillant fließender Rhythmus wie die Musik niemals ins Stocken gerät, die sich elegant und düster zugleich voranwiegt, ohne Hast, unaufhaltsam wie das Schicksal. Die vielen enigmatischen Textzitate könnten das Geschehen mit allerhand Bedeutung aufladen, aber man weiß bei Jarmusch ja nie, wo die Ironie aufhört und der Ernst beginnt. Ironisch sind zweifellos die köstlichen Gangstertypen italienischen Zuschnitts, die sich in der Szenerie tummeln, allerlei Unfug anstellen, dauernd Comics im TV glotzen und ansonsten markige Klischees à la Scorsese oder Coppola absondern. Ernst wird es eindeutig in den reichhaltig vorhandenen Gewaltszenen, die so massiv wirklich nicht hätten sein müssen und manchmal doch etwas störend wirken in der ansonsten eher betulichen Umgebung. Jarmuschs spezieller Charme wird doch etwas getrübt durch die vielen Schießereien, und wenn man es sich überlegt, sind sie auch für die Handlung oder die eventuelle Aussage nicht sonderlich nötig. Aber sonst gibt es schöne Bilder, klasse Darsteller und vielerlei kauzige Momente. Und vielleicht hat Jarmusch ja auch ganz recht: Die Welt ist nun mal nicht so verschroben-friedlich, wie man sie gern hätte. In der Wirklichkeit nicht und auch in diesem Film nicht. (6.1.)