„Saving Grace“ (Grasgeflüster) von Nigel Cole. England, 2000. Brenda Blethyn, Craig Ferguson, Martin Clunes, Théky Karyo, Jamie Foreman, Bill Bailey, Valerie Edmond
Der armen Grace aus Cornwall wird übel mitgespielt: Erst stirbt ihr Mann, dann hinterläßt er ihr eine trauernde Geliebte, und als sei dies noch nicht genug häufen sich urplötzlich saftige Schulden, die beglichen werden müßten. Die Rettung naht in Gestalt eines anderen Dorfbewohners, der ihr eine arg zerrupfte Hanfpflanze zur Pflege anvertraut, was sie als perfekte Gärtnerin auch gleich in die Hand nimmt. Und zwar so gut, daß alsbald eine ganze Hanfplantage in ihrem Gewächshaus entsteht. Zwangsläufig entsteht die Idee, angesichts der drängenden Finanznöte, ein wenig Geschäft mit dem begehrten Stoff zu machen, und ebenso zwangsläufig entstehen genau daraus ein paar Probleme, denn wie und wo soll man das Zeug schon absetzen, wenn nicht auf den Londoner Drogenmärkten? Immerhin befinden wir uns jedoch in einer britischen Komödie, was uns zu der beruhigenden Annahme führt, daß alles schon gut ausgehen wird.
Vielleicht muß man selbst ein bißchen auf Droge sein, um diese doch arg harmlose und langweilige Kifferfarce zu genießen, denn außer schöner Landschaft und ein paar stereotyper kauziger Engländer hat sie nichts zu bieten. Der Humor soll aus dem Zusammenprall der Kulturen entstehen: Hier die Hinterwäldler aus Cornwall mit viel Mutterwitz und Hinterlist, dort die vermeintlichen Gesetzeshüter, die letztlich aber auch dem süßen Rauch verfallen, und ganz weit drüben die Dealer aus London, die mit ihren rauhen, tumben Gesetzen aufs Land kommen, dort aber keine Chance gegen die eng zusammenstehenden Landeier haben. Bloß: Wer kann in einer Zeit, da die Kids Ecstasy wie Lebertran schlucken, noch wirklich über solch brave Marihuanawitzchen lachen? Diese heutzutage eher schwache Ausgangssituation lähmt den Film von vornherein, und da er sich auch im weiteren sehr wenig Mühe mit Timing und Dramaturgie gibt, plätschert alles so dahin, ohne uns zu bewegen und ohne uns zu amüsieren. Der Verlauf der Story ist derart absehbar, der Mangel an originellen Pointen so eklatant, daß ich mich tatsächlich recht bald ordentlich gelangweilt habe, und zum Schluß wird’s dann gänzlich absurd, wenn Grace nämlich die Liebe ihres Lebens ausgerechnet im Londoner Halbweltmilieu findet (Tchéky Karyo ist in diesem Film lachhaft fehlbesetzt) und obendrein auch noch zur erfolgreichen Bestsellerautorin mutiert und ihre Leute daheim per TV von einer Preisverleihung grüßt. Platter und überzogener geht’s nicht und witzig ist es ooch nicht. Brenda Blethyn sollte gut achtgeben, daß sie ihren Ruf nicht auch künftig in lieblosen Schnellschüssen dieser Art riskiert, denn dazu ist sie wahrlich zu schade. (21.8.)