"High Art" (#) von Lisa Cholodenko. USA, 1998. Radha Mitchell, Ally Sheedy, Patricia Clarkson

Eine junge Redakteurin eines Modeblattes gräbt zufällig eine seit längerem abgetauchte, einst berühmte Fotografin aus, die direkt unter ihr wohnt. Sie kriegt die zurückgezogene und skeptische Künstlerin dazu, für die Titelseite fotografien zu wollen und verliebt sich auch gleich in sie. Das mit der Titelseite wird nach einigen Probleme ein großer Erfolg. Aber aus der Liebesgeschichte wird nichts: Die Fotografin, im Sog drogenschwangerer Typen und einer alten Fassbinderdiva, stirbt vermutlich an einer Überdosis.

 

Das klingt nach einem Illustriertenroman und hätte gut und gerne einen kitschigen, klischeehaften, banalen Sat-1-Schinken abgeben können. Ist es aber nicht geworden, sondern ein über weite Strecken überaus schöner, extrem sensibler und stimmungsvoller Liebesfilm über eine langsame, schwierige Annäherung an eine schwierige Frau in einem schwierigen Umfeld, das seinerseits gründlich ausgeleuchtet wird: Die Fassbinderdiva (genau wie Ingrid Caven) mit ihren pathetischen Exzessen, die jüdische Mutter mit ihrem betonierten Mißtrauen, die Groupies mit ihrer verantwortungslosen Rauschsucht. Dagegen die junge Redakteurin mit ihrem Freund, der gegen das Charisma der Fotografin keine Chance hat, und den bornierten Arbeitgebern in der Redaktion, die Kompetenz durch zickige Arroganz und große Sprüche ersetzen. Vor allem schauspielerisch ist der Film außerordentlich bestechend und intensiv. Er bügelt die potentiellen Klischees souverän weg, berührt durch seine zärtliche Erotik, die behutsame Nähe zu den Figuren und die Mischung aus Diskretion und Intimität. Zudem wird die Atmosphäre sehr dicht gehalten, es gibt kaum Abschweifungen, kaum Außenszenen, kein dramaturgischen Extras, nur eine Handvoll Personen und ihr wechselndes Miteinander. In seiner Art ist das vielleicht unspektakulär, aber dennoch sehr überzeugend und gelungen. (29.5.)