"High Fidelity" (#) von Stephen Frears. USA, 1999. John Cusack, Iben Hjeije, Todd Louiso, Jack Black, Lisa Bonet, Tim Robbins, Catherine Zeta Jones

Mister Frears hat es mir mit seinem neuen Film gerade nicht leicht gemacht, sich darauf zu freuen. Natürlich kenne und mag ich Hornbys Roman sehr, aber eben drum - "Fever Pitch", das ich übrigens für noch viel besser halte, ist nicht mehr als nett, unter dem Strich aber total inadäquat verfilmt worden, und ähnliche Befürchtungen hatte ich wohl auch hier. Wie soll man auch einen Monolog von dreihundert Seiten vernünftig auf die Leinwand bringen, ohne langweilig, geschwätzig oder banal zu werden? Der zweite Vorbehalt bezog sich auf den Ortswechsel, den Frears aus offensichtlich ökonomischen Beweggründen vorgenommen hat, von London nach Chicago nämlich, was die Vorlage zumindest ihres gesamten sozialen Hintergrund beraubt, denn Musik und Plattenläden in London sind noch immer ganz was anderes als in den USA, egal in welcher Stadt dort. Dieses Manko bleibt dem Film erhalten und bleibt spürbar, obwohl es ehrlich gesagt doch nicht so ins Gewicht fällt, wie ich angenommen hatte.

 

Bleibt also die Feststellung, daß dies ein äußerst amüsanter, unterhaltsamer, geistreicher und obendrein seiner Vorlage bemerkenswert angemessener Film ist. John Cusack alias Rob quatscht fast die ganze Zeit, meistens auch noch direkt zu uns ins Publikum, es ist praktisch wie eine lange Lesung, nur mit Bildern, aber gerade dadurch (normalerweise finde ich diese langen Direktzitate aus Büchern ja nicht so doll) wird die größe Nähe zum Roman gewahrt und zu dem, was ihn eigentlich ausmacht. Es ist natürlich ein Roman über Männer und Frauen, genauer, über Männer, die Platten sammeln und folglich im Kindesalter stehengeblieben sind und über Frauen, die für diese Art von Retardierung wenig Verständnis haben - ganz genau wie im echten Leben also. Hornby kann diesem großen Geheimnis, weshalb immer nur Männer sammeln, manisch ordnen, jeder noch so seltenen Veröffentlichung nachjagen und immer noch mehr Detailwissen anhäufen, während Frauen freundlich interessiert daneben stehen, aber gefühlsmäßig nicht im geringsten tangiert sind, sondern höchstens den Kopf schütteln über den Blödmann, der tagelang in irgendwelchen obskuren Läden abzutauchen pflegt, kann also diesem Geheimnis auch nicht auf die Spur kommen, aber eins ist klar - es trennt die Geschlechter unversöhnlich, unüberbrückbar, endgültig. Es bleibt nur der Kompromiß, die Toleranz, die gütliche Einigung. Und während Laura, die aktuelle Freundin Robs, sich stetig und vor allem zielstrebig weiterentwickelt, bleibt er, was er immer war, ein kleiner Junge, der nicht erwachsen werden will, der Musik liebt, seine Welt in Top-Five-Ranglisten einteilt und eigentlich schon damit zufrieden ist, gemeinsam mit zwei schrägen Typen einen Plattenladen zu betreiben, egal, ob dies nun ein glamouröser, vorzeigbarer Job ist oder nicht. Bis zum Happy End und einer großen Fete, die gleichzeitig Robs Comeback als DJ markiert, vergeht viel Kummer und Streit und hat Rob ausreichend Zeit, die Top Five der bittersten Trennungen abzurufen. Typisch männliches Selbstmitleid mischt sich mit pubertärem Egoismus und ruppigem Mangel an Sensibilität, kurz allem, was die Frauen uns jemals vorgeworfen haben und für alle Zeit vorwerfen werden. Mithin kommt Rob nun gar nicht als großer Held daher, sondern als allzu normaler Mann, in dem sich ein jeder von uns wiederfindet, zumindest an der einen oder anderen Stelle. Frears und Cusack, der sich offensichtlich ziemlich engagiert hat, auch als Autor und Produzent, haben die Substanz des Buches kongenial übertragen, eine Leistung, die man so nicht sehr häufig antrifft. Alles was Hornby wichtig ist, erscheint auch hier im Film, alle zentralen Gedanken und Motive, die besten Gags und natürlich vor allem die große Liebe zur Musik, die hier verbal und auch akustisch reichlichst zum Zuge kommt. Was soll man also sagen - eine rundum geglückte Sache, ein großer Spaß, ein Film, in dem man am besten die Allerliebste (die das Buch natürlich nicht kennt) gleich mitnimmt, und für mich persönlich auch noch eine sehr positive Überraschung. (2.8.)