„Im Juli“ von Fatih Akin. BRD, 1999. Moritz Bleibtreu, Christiane Paul, Mehmet Kurtulus, Idil Üner, Branka Katic 

Ein unbedarfter, naiver Lehrer unternimmt eine Reise von Hamburg nach Istanbul, quer durch den dunklen Balkan, nur um der Vision einer Frau nachzujagen, eigentlich aber einem Mißverständnis. Eingefädelt hat das Ganze eine andere Frau, die den Lehrer heimlich liebt und nun zusehen muß, daß ihr Traummann unten am Bosporus nicht doch noch die andere in die Arme schließt.

 

Ein klassisches, schönes Roadmovie nach dem bewährten Motto „Der Weg ist das Ziel“, gleichzeitig ein wilder, mal absurder, mal übermütiger, mal arg skurriler Trip durch die Donaustaaten, durchs staubige Bulgarien, durch allerlei Grenzflüsse, durch ein labyrinthisches Budapest, und schließlich mündend in ein Happy End, das genauso fantastisch ist, wie das meiste, was uns hier aufgetischt wird. Der große Vorteil des Films, sein Temperament, seine enorme Unterhaltsamkeit,. Die launige Art, mit der allerhand Schicksalsschläge hingenommen und doch noch zum Guten gekehrt werden, ist zugleich auch sein größte Nachteil, denn ich persönlich hätte überhaupt kein Problem damit gehabt, wenn der Film insgesamt etwas ruhiger, etwas bedächtiger, etwas weniger flippig gewesen wäre. Die Geschichte an sich ist so einfach wie schön – zwei Menschen reisen der großen Liebe nach, und brauchen fast zwei Stunden um herauszukriegen, daß sie selbst es sind. Leider kostet Akin die attraktiven Drehorte nicht so aus, wie ich es mir gewünscht hätte, geht über manche an sich sehr hübsche Episode allzu rasch hinweg, um sich dann intensiv in irgendwas besonders haarsträubendes zu vertiefen. Er hat zweifellos ein sehr gutes Gefühl für Gesichter, für gute Dialoge, hat aber das Timing an einigen Stellen etwas über Gebühr beschleunigt. Gerade der Balkan ist für uns ja vielfach eine fremde Welt. Sie hätte stärker erschlossen, erspürt werden können, und dazu bedarf es beileibe keiner wer weiß wie verrückten Geschichten, dazu genügen einige starke Bilder, die es hier durchaus gibt, aber eben alles ein wenig zu hektisch. Das soll nicht heißen, daß man sich hier nicht bestens unterhalten kann – zumal Bleibtreu und Paul ein wunderbares Pärchen abgeben und von ihren türkischen Kollegen grandios ergänzt werden -, das soll aber schon heißen, daß ich mir vielleicht in diesem Fall einen etwas anderen Tonfall gewünscht hätte. Nett ist es aber dennoch ohne Frage. (6.9.)