"Lista de espera" (Kubanisch reisen) von Juan Carlos Tabio. Kuba/Spanien/ Frankreich, 1999. Vladimir Cruz, Thaimi Alvarino, Jorge Perugorria, Laura Romos
Eine ganz normale kubanische Busstation in der Mitte zwischen Havanna und Santiago: An geraden Tagen geht's in die eine Richtung, an ungeraden in die andere. Nur diesmal geht gar nichts, der lokale Bus bricht total zusammen und überhaupt zeigt sich das kubanische Personenbeförderungssystem von seiner schwachen Seite. Die wartenden Fahrgäste reagieren abwechselnd mit Aggression, Empörung, heiterer Gelassenheit oder kommunistisch eifriger Dienstbeflissenheit. Schließlich aber wenden sich die Dinge und ein kleines Wunder an menschlichem Humor und Improvisationsgeist geschieht. Doch: Vielleicht war alles nur ein Traum?
Dieser letzte kleine Schlenker ist eigentlich die einzige Attraktion an diesem ansonsten recht nett aber doch harmlos dahinplätschernden Folklorestück. Man nehme etwas Erotik, ein bisserl Salsa, ein paar zugegeben witzige Seitenhiebe auf die Trümmer des kubanisch-realen Sozialismus, ferner einen gehäuften Löffel lateinamerikanische Magie, mixe dies mit einer allgemeinen Ode an die Menschlichkeit und schon hat man einen freundlich unterhaltsamen, leider aber auch wenig originellen oder pfeffrigen Film, der hier und da ein paar satirische Augenblicke hat, diese aber zu oft durch allzu grobe Karikaturen versemmelt, der hier und da ein bißchen sexy und dort dann auch am überzeugendsten ist und sich ansonsten so dahinzieht. Die verschiedentlichen Anspielungen auf Bunuels "Der Würgeengel" täuschen nicht darüber hinweg, daß in diesem Film hier nicht annähernd soviel sozialkritischer Zündstoff oder surreale Provokation liegt, wie in Bunuels altem Meisterstück (man erinnere sich nur, wie der mit Blinden umging in seinen Filmen!). Immerhin demonstriert Tabio, wie schon in "Erdbeer und Schokolade" sein Gefühl für den befreienden Impuls der Sexualität, der selbst die engen ideologischen und gesellschaftlichen Fesseln der Autoritäten sprengen kann, nur ist dies im Jahre 2000 ja eigentlich nichts Neues oder Revolutionäres, wahrscheinlich nicht mal mehr auf Kuba. Wie ich schon sagte: Der Film ist schön anzuschauen, man kichert gelegentlich fröhlich mit, wird ihn aber, wenn nichts Unvorhergesehenes passiert, recht bald wieder vergessen haben. (15.8.)