"La vida es silbar" (Leben ist Pfeifen) von Fernando Perez. Kuba/Spanien, 1998. Luis Alberto Garcia, Isabel Santos, Claudia Rojas, Coralia Veloz, Bebé Perez, Rolando Brito

Drei Waisenkinder in Havanna und was aus ihnen wird: Die eine ist ein merkwürdiges Mädchen mit sehr viel Fantasie und erzählt ihrer aller Geschichte. Der Junge wird ein mutterfixierter, liebenswerter Taugenichts, der sich in eine ausländische Wissenschaftlerin verliebt. Das zweite Mädchen, das früher niemals sprechen sondern immer nur pfeifen wollte, wird eine gefeierte Ballerina mit einer gewaltigen Leidenschaft für alles Männliche. Und dann ist da noch eine ältere Frau, eine Altenpflegerin, die plötzlich Gähnanfälle bekommt und stets in Ohmacht fällt, wenn das Wort "Sex" ertönt. Das Schicksal spielt allerlei  Verwirrspiele und am Schluß treffen sich alle am 4.Dezember um 4 Uhr 44 am Platz der Revolution: Die Nymphomanin hat den Männern entsagt, um eine große Rolle zu bekommen, der Taugenichts hat sich das Mama-Tattoo schmerzhaft aus der Haut gebrannt und will ein neues, sinnvolleres Leben beginnen, und die ältere Dame, die die Mutter der Ballerina ist, findet "Sex" nicht mehr ganz so schlimm und hat in einem Psychiater einen verständnisvollen Freund und vielleicht sogar mehr gefunden.

 

Ein charmanter, komischer, temperamentvoller, melancholischer Film zwischen Realität, Traum, Magie und Erotik, der in verschachtelten Episoden die stets aufeinander bezogenen Irrungen und Wirrungen der sehr sympathischen und mit liebevoller Zuneigung gezeichneten Hauptpersonen verfolgt. Jeder versucht, seinen oder ihren Weg im Leben zu finden, was angesichts der oftmals schwerwiegenden Vergangenheit und aktueller Obsessionen nicht immer gerade einfach ist. Fernando Perez findet stilistisch und erzähltechnisch zu einer höchst überraschenden und wirkungsvollen Mischung aus Peter Greenaways zauberhaft-märchenhaft skurrilen Fabeln und Luis Bunuels milderen mexikanischen Surrealismusanklängen. Ständig werden die Regeln der Wirklichkeit außer Kraft gesetzt oder wenigstens unterhöhlt, ständig kämpfen Sitte und Anstand gegen die wüste Kraft des Eros, die Blicke durch Männerhosen dringen läßt, die Menschen auf der Stelle in Ohnmacht wirft, die überall Grenzen einreißt oder zumindest eine starke Versuchung ist. Sexy ist er also, dieser Film, hervorragend gespielt, mit Kraft und Imagination gefilmt und Spaß macht er. Was will man mehr? (25.1.)