"This Year's Love" (Lover oder Loser) von David Kane. England, 1999. Kathy Burke, Jennifer Ehle, Ian Hart, Douglas Henshall, Catherine MacCormack, Dougray Scott
Ein Liebesreigen in Londons offensichtlich gerade angesagtestem Stadtteil Camden, wohlgemerkt aber nicht unter pseudoschlunzigen Yuppies, sondern unter ganz echten Sozialhilfeempfängern. Am Anfang steht eine Ehe, die recht kurz nach dem Jawort ein abruptes Ende findet. Sie hat ihn betrogen, ein andere Frau steckts dem Gatten, der schreit 'Schlampe', schmeißt die Torte durch die Gegend und das war's. Von diesem Ausgangspunkt verzweigen sich die Wege der beiden über drei Jahre und wie wir ganz zu Beginn schon ahnen durften, führt sie das Schicksal schlußendlich doch wieder zusammen. Bis dorthin ziehen sie ein kleine Gruppe mobiler Dreißiger in ihren Sog des Bäumchenwechseldich, der sie alle gnadenlos durchschüttelt: Man trifft sich, beschnuppert sich, hüpft in die Kiste, trennt sich und trifft auf dem Wochenmarkt, im Pub nebenan, auf der Kanalbrücke oder sonstwo ein neues Objekt, so lange, bis jeder jeden durchgegangen ist und keine vernünftige Konstellation mehr übrigbleibt. Bis auf eben jenes Ehepaar. Die ist natürlich in erster Linie komisch, manchmal aber auch nicht ganz so, und manchmal schimmern auch direkt Frust und Verzweiflung durch, die unentwegte Suche nach dem Glück, nach dem Ausweg aus der Scheißeinsamkeit. Camden wird hier, wie an anderer Stelle Notting Hill oder von mir aus auch New York oder Hamburg, als hübsche kleine hermetische Welt geschildert, betont stilisiert, aber auch mit Stilgefühl und Sympathie. Jeder läuft unweigerlich früher oder später mal jedem über den Weg, immer tut sich eine neue Chance auf und immer passiert dann irgendetwas, was diese Chance zunichte macht, oder es kommt schon mal vor, daß man am Morgen danach aufwacht, sich anschaut und merkt, nein, das ist es auch nicht. Allzu Realistisches wechselt sich mit allerhand Skurrilem ab, mit viel Witz und Aufmerksamkeit folgt die Kamera den wechselhaften Fährnissen der lädierten und alles andere als glamourösen Glücksritter. Hier liegt letztlich doch das typisch Englische, im Milieu, in der Figurenzeichnung, die zwar nicht übermäßig komplex angelegt ist, aber sich auch fern hält von all den fotogenen Klischees, die uns schon längst zum Hals raushängen. Also: Anregende, nette Unterhaltung, die sich vielleicht nicht übermäßig stark im Gedächtnis festkrallt, die aber für den Moment auf jeden Fall bestens amüsiert. (1.2.)