„Small time crooks“ (Schmalspurganoven) von Woody Allen. USA, 1999. Woody Allen, Tracey Ullman, Hugh Grant, Elaine May, Mark Rappaport, Tony Darrow, Jon Lovitz, Elaine Stritch, George Grizzard
Ach ja, da fehlt ja noch der neue Woody Allen – nein, es ist ja sogar schon der zweite in diesem Jahr, potztausend! Wie schön, daß man sich wenigstens auf einige Dinge verlassen kann, darauf, daß der gute Mann sicherlich niemals in seinem Leben unter ein bestimmtes, im US-Film wahrlich nicht standardisiertes Niveaulevel absinken wird, und auch darauf, daß er wohl nie mehr an seine größte Zeit zwischen „Annie Hall“ und „Radio Days“ anknüpfen wird. Im günstigsten Fall sind seine Filme glänzende, leichte, sprühende Unterhaltung, im weniger günstigen Fall eher nichtssagende Fingerübungen von recht geringem Erinnerungswert (auch davon hat es seit „September“ so einige gegeben!). Immerhin darf man freudig berichten, daß dies neue Werk deutlich der erstgenannten Kategorie zugeschlagen werden muß, denn die Geschichte einiger Loser, die im Grunde alles vermasseln, trotzdem unverschämt reich werden und sich dann doch durch Habgier, Betrug und Dummheit um die Früchte ihrer Mühen bringen, wird so locker und witzig vorgetragen, daß man mit Ausnahme eines kurzen Hängers in der zweiten Hälfte (dann etwa, wenn Hugh Grant auftaucht) bestens amüsiert wird. Die Dialoge sind so schnell und spitzig wie zu Woodys besten Zeiten, ein bißchen Satire darf nicht fehlen – diesmal geht es um gesellschaftliche Etikette, ihres Klischees und ihre Hohlheit – und die Schauspieler sind wie immer in bester Form, so daß die ganze Gagshow auf künstlerisch gewohnt solidem Fundament steht. In einigen früheren Filmen Woody Allens platzte die Leinwand regelmäßig vor Prominenz, die so dankbar war, für die New Yorker Ikone auftreten zu dürfen und damit ungewollt das oft eher kleinkalibrige Projekt überfrachtete, zudeckte. In den letzten fünf, sechs Jahren hat sich das gelegt, die Leute spielen viel mannschaftsdienlicher, es treten weniger Stars auf, dafür haben die dann aber substantiellere Rollen, wie hier Hugh Grant, der die fiese Variante seiner Lieblingsnummer präsentieren darf, oder wie Tracey Ullman, die eine wunderschöne Show als patente, aber auch schrille und irgendwie schlamperte Dame hinlegt. Daß Woody Allen niemals anders wird spielen können als Woody Allen, versteht sich von selbst und erklärt zugleich, weshalb er in seine eigenen Filme am allerbesten paßt und kaum mal in Werken anderer Regisseure auftritt. Na schön, nun hat er jedenfalls seiner ewig langen Filmografie noch eine nette Nuance hinzugefügt, hat nichts Epochales, Umwälzendes oder sonstwie Bemerkenswertes verbrochen, sondern einfach „nur“ einen freundlichen kleinen Unterhaltungsfilm, der für anderthalb Stunden Gekicher sorgt und dann zu den Akten gelegt werden kann. Es kommt darauf an, wo man die Meßlatte ansetzt, und je nachdem wird einem das vielleicht ausreichen oder auch viel zu wenig sein. (2.12.)