"Sleepy Hollow" (#) von Tim Burton. USA, 1999. Johnny Depp, Christina Ricci, Michael Gambon, Miranda Richardson, Christopher Walken, Claire Skinner, Steven Waddington, Casper van Dien

Sleepy Hollow ist ein Kaff irgendwo in den Wäldern am Hudson, zwei Tagesreisen nördlich von New York. Man schreibt das

Jahr 1799. In der Stadt kämpfen religiös verbrämte Menschenschinderei heftig mit aufklärerischer Vernunft und draußen im Gebüsch treibt ein kopfloser Reiter, der Legende nach ein hessischer Söldner aus dem Unabhängigkeitskrieg, sein Unwesen, das heißt, er haut Leuten reihenweise die Rübe ab. Aus New York wird Ichabod Crane geschickt, ein wissenschaftsgläubiger junger Spund, der sich erstmal seine Sporen verdienen soll. Er stößt auf Aberglaube, blutrünstige Mythen und Abgründe, die finstere Erinnerungen aus der eigenen Vergangenheit wachrufen. Es dauert einige Zeit und viele Köpfe, bis er dem Spuk ein Ende bereiten und sein Mädchen mit in die Zivilisation holen kann, aber er hat auch gelernt, daß der Rationalität Grenzen gesetzt sind.

 

Zunächst ein versponnenes Märchen in betont künstlichem, übertriebenem Gothicgewand mit viel Nebel, dunklen Wäldern, dämmerigen, schlammigen Dörfern und allerlei wilden Sagen. Ein Film für kalte, nasse Winterabende, an denen man sich genüßlich einkuschelt und sich gern gruseln möchte. Bei Tim Burton ergänzen sich kindliche Erzähllust, hemmungslos naive Freude am Versponnenen und Skurrilen und der Hang zu ironischen Übertreibungen so vortrefflich, daß für beste Unterhaltung gesorgt ist. Eine faszinierende Optik und zahlreiche erstklassige Schauspieler bieten ein niveauvolles Fundament, auf dem Burton dann ein neuerliches Traumschloß baut. Er hat nicht mit Blut und Effekten gespart, und für meinen Geschmack des öfteren auch zuviel des Guten getan: Nicht nur, daß pausenlos Köpfe von Rümpfen geschleudert werden, auch sonst werden allerhand eklige Details präsentiert und zwar viel massiver als nötig. Statt eine gemütliche kleine Schauergeschichte zu bleiben, plustert sich der Film doch gelegentlich zum lauten, heftigen Spektakel auf, und das ist sehr schade, denn mit mehr Zurückhaltung hätte er noch viel besser sein können. Was mich zudem extrem befremdet, ist die offizielle Freigabe ab 12 Jahren: Da sitzen nun kleine Pisser, die wirklich nicht älter als zwölf sind, hinter ihren Popcorntüten und ziehen sich Szenen rein, die mich als Zwölfjährigen für Monate völlig aus der Fassung gebracht hätten (sowieso hätte ich den ganzen Film nie im Leben durchgestanden). Sie tun dies mit einer abgeklärten Coolness und Selbstverständlichkeit, die mich schon ein bißchen erschreckt hat. Was, so fragt sich ein alter Sack wie ich, würde diese Burschen überhaupt noch beeindrucken? Oder auch: Was haben die sich schon alles reingetan, bis sie so abgebrüht geworden sind? Na egal, dies hat ja nichts mit dem Film an sich zu tun, der, wie gesagt, beste Unterhaltung bietet, aber leider auch ein weiteres Beispiel für Hollywoods Hang zu grenzenloser Übertreibung darstellt. (29.2.)