"Three Kings" (#) von David O. Russell. USA, 1999. George Clooney, Mark Wahlberg, Ice Cube, Spike Jonze, Nora Dunn, Jamie Kennedy

In der ersten halben Stunde ungefähr denkt man, jawoll, das isses, da haben die Amis mal wieder nach ewig langer Zeit eine richtig fiese und feine Kriegssatire hingekriegt, so in der Art "M*A*S*H*" und "Catch 22" treffen Popheinis im Golfkrieg. Der Film hat da noch alles, was eine wirklich gute Satire braucht, zumindest eine, die sich gegen Krieg richtet: Tempo, dunkelschwarzen Humor, keinerlei Tabus oder Grenzen, gesunde Amoralität und vor allem: Keine moralische Sendung. Denn es geht um Krieg, es geht um Irrsinn, um Propaganda, um Lüge, um einen Krieg genauer, der live Nacht für Nacht in unseren Haushalten mitzuverfolgen war, der noch mehr ein Medienkrieg war als der in Vietnam. Und das ist halt die große schmutzige Lüge gewesen: Wir dachten, wir sehen alles, wissen alles, erleben alles und dabei haben wir nur gesehen, gewußt und erlebt, was die Amis uns erleben lassen wollten. Dieser Film geht das Thema an, verliert es aber, wie die meisten anderen, früher oder später aus den Augen. Die Geschichte - drei Soldaten jagen einem sagenhaften Goldschatz hinterher und werden unversehens zu Lebensrettern für eine Gruppe irakischer Flüchtlinge - ist eigentlich nur der Aufhängepunkt für die Gags und gibt nicht viel mehr her als Abenteuer, Action, Machotum und Geballer. All dies bekommt man hier, anfänglich noch schön überdreht und durch den Kakao gezogen, doch irgendwann merkt man plötzlich, daß dem guten Herrn Russell die Luft ausgeht. Die Gags werden dünner, die Story zieht sich, unappetitliche und eigentlich ganz unwichtige Details rücken in den Vordergrund und dann stellt sich auch noch jenes unangenehme Pathos ein, das ich auf keinen Fall hatte sehen wollen. Plötzlich werden aus den drei Spinnern eben doch noch drei heilige Könige, die dafür sorgen, daß die armen, hilflosen Flüchtlinge mal nicht von der amerikanischen Regierung beschissen werden, wie sonst üblich, sondern daß sie wirklich sicher in den Iran gelangen. Das hat vielleicht humanistische Qualitäten, sicher aber keine satirischen, und ich wollte nun mal eine Satire sehen und keinen Aufruf zur Menschlichkeit, denn davon gibt's schon genug, einer verlogener als der andere. So schleppt man sich schlußendlich reichlich unbefriedigt aus dem Saal: Die Actionfreaks murren, die Humanisten sind irritiert und die Satirefreunde müssen resigniert einsehen, daß es den Amis halt nicht liegt, und daß sie, bis auf ganz ganz wenige Ausnahmen, früher oder später immer wieder sentimental und beflissen werden. Ich als Konsument gehe leer aus, denn wohin mit jener Riesenwut, die mich manches Mal ergreift, wenn ich an den Lauf der Zeit denke. Hier wäre ein richtig schön gemeiner Kinofilm gerade das passende Ventil - der hier versagt leider, wo er fast schon auf dem richtigen Weg war. (14.2.)