„Le fabuleux destin d’Amélie Poulain“ (Die fabelhafte Welt der Amélie) von Jean-Pierre Jeunet. Frankreich, 2000. Audrey Tatou, Mathieu Kassowitz, Rufus, Yolande Moreau, Urbain Cancelier, Maurice Benichou, Claude Perron
Die Geschichte der Amélie aus Paris, die eines Tages beschließt, einem Engel gleich in das Leben anderer Menschen einzugreifen, ihrerseits aber ganz schön lange braucht, bis sie endlich den Burschen an Land zieht, an dem ihr Herz hängt.
Ein wunderschönes, bezauberndes Großstadtmärchen, rasant gespickt mit Skurrilitäten, aberwitzigen Szenen, verträumten Zaubereien, herzzerreißenden Alltagsbeobachtungen und vielen wunderlichen Details, die aber nie so dominant werden, wie es der Name des Regisseurs befürchten ließ. Ich für meinen Teil hatte mich jedenfalls mit einigen Vorbehalten in den Kinosessel gehockt, zumal mir „Délicatessen“ noch ganz gut in Erinnerung war, kein schlechter Film an sich, aber eben einer, der völlig von selbstzweckhaften grotesken Typen und Szenen beherrscht ist und somit nicht unbedingt mein hundertprozentiger Geschmack. Mit diesem Film aber hat mich Jeunet vollkommen positiv überrascht und eines Besseren belehrt, denn dieser Film ist zärtlich, gefühlvoll, komisch, melancholisch, menschlich, etwas frech und makaber, etwas verrückt und verzwickt, sehr romantisch und an das menschliche Schicksal glaubend und obendrein ein optisches und schnitttechnisches Feuerwerk. Unzählige kleine Geschichten werden innerhalb der großen erzählt, und eigentlich wird uns klargemacht, daß es keine großen oder kleinen Geschichten gibt, denn sie alle sind für die, die sie erleben, groß und einzig wichtig. Jeunet spielt sich dabei nicht als Deus ex machina auf, der locker und gekonnt Einzelschicksale miteinander verknüpft, wie es oft so gern getan wird, sondern er stürzt sich genau wie Amélie mitten rein ins Getümmel, leidet mit, wenn es mit der großen Liebe mal wieder nicht geklappt hat, freut sich mit, wenn einem fiesen Kerl eins ausgewischt wird und beobachtet mit dem selben Erstaunen wie wir, welch merkwürdige Wege das Leben manchmal gehen kann. Es hat hier wenig Sinn, mehr Einzelheiten herauszuheben, weil dies dem Film seinen Zauber nehmen würde, es reicht, wenn ich sage, daß ich abwechselnd erheitert und gerührt war, alles im positivsten Sinne, kurz daß ich mich blendend amüsiert habe und den Film allerwärmstens all denjenigen empfehlen kann, die Sinn für Surreales, Heiteres, Verspieltes haben. Denn die werden hier voll auf ihre Kosten kommen. (26.8.)