„The nine lives of Thomas Katz“ (Die neun Leben des Thomas Katz) von Ben Hopkins. England/BRD, 1999. Thomas Fisher, Ian McNeice

Es begibt sich kurz vor der sagenhaften Sonnenfinsternis zu London, da kreucht aus irgendeinem Gullideckel ein gar merkwürdiger Mann, der alsbald in sehr viele unterschiedliche Gestalten schlüpft und sich sogleich daran macht, eine wahrhaftige Finsternis über das Land zu bringen. Wenn er am Schluß wieder dorthin verschwindet, woher er einst kam, befindet sich die Stadt, das Land, der gesamte Planet unmittelbar vor ihrer virtuellen Auslöschung.

 

Ein furioser Stilritt in zackigem Schwarzweiß, mal hypnotisch verfremdete Technobilder, mal tranceähnliche Choräle, mal rabenschwarze, urbritische Scherze und mal köstlich parodistische Spekulation mit Mythen und Medien. Ein Film, der vor allem nichts und niemanden ernst nimmt, von Beginn an aufs Beste unterhält mit seinen irrwitzigen Situationen, den zahllosen grotesken Typen, der unberechenbaren, sprunghaften und nur selten ins Leere laufenden Vorgehensweise und vor allem den bissigen Ausfällen gegen jegliche Art von apokalyptischem Gefasel, wie es ja vor allem im Zusammenhang mit der Sonnenfinsternis reichlich zu vernehmen war. An jeder Ecke postiert sich irgendein Bote Gottes, ein Verkünder letzter Wahrheiten, ein Prediger des wahren Glaubens, ein Prophet des baldigen Weltunterganges und kippt seine schwachsinnigen Ergüsse über die armen Mitmenschen aus. Dieser Film führt sie alle ad absurdum, auch die Heinis vom Fernsehen, die in pseudowissenschaftlichen Talkrunden tiefe Weisheiten und ernsthafte Analysen von sich geben möchten, die Technik- und Kontrollfreaks, die vor riesigen Bildschirmwänden hocken und in jedes Fenster glotzen können. Mal parodiert der Film Elemente des Horrorfilms, dann wieder nimmt er sich die Polizei zur Brust, ein anderes Mal Orwell und Konsorten und überhaupt spielt er mit allen möglichen abstrusen und bizarren Erscheinungsformen unseres modernen Lebens. So launisch, ideenreich, witzig, makaber und originell der Film aussieht, so gut unterhält er auch. Nicht gerade die feine Stromlinienkost, und auch nicht gerade das, was man allgemein mit englischen Filmen in Verbindung bringt. Aber: gut. (13.3.)