„Dr. T and the women“ (#) von Robert Altman. USA, 2000. Richard Gere, Helen Hunt, Farah Fawcett, Laura Dern, Shelley Long, Tara Reid, Liv Tyler, Kate Hudson, Lee Grant
Daß Dr. T. stets von Frauen umlagert wird, ist unvermeidlich, denn schließlich ist er der umschwärmteste Gynäkologe in ganz Dallas, hat Frau und Töchter und auch sonst recht viel Arbeit mit dem schönen Geschlecht. Seine Frau driftet in geistige Umnachtung ab, die Tochter offenbart just an ihrem Hochzeitstag, daß sie lesbisch ist und die kurze Affäre mit einer Golftrainerin hält nicht, was sie verspricht.
Nicht so Robert Altman: Er verspricht uns elegante, boshafte, immer ein bißchen zynische und fiese Satire – und genau das bekommen wir auch. Vielleicht nicht mehr ganz so schnittig-spritzig-schaumig wie vor fünfundzwanzig Jahren oder so, aber Herrgott nochmal, der Knabe ist auch schon fünfundsiebzig, also was soll das ewige Genöle? Der Film ist allemal wacher, geistreicher und komischer als fünfundneunzig Prozent dessen, was sonst in Hollywood ausgeworfen wird. Genau wie das mit der Frauenfeindlichkeit – natürlich macht sich Altman einmal mehr mustergültig lustig über all die hochgezüchteten, gelifteten, aufgetakelten Schickeriamuttis und ihr fürchterlich leeres, ödes, flaches, dummes Leben, aber kommen die Männer etwa besser weg bei ihm? Wohl kaum. Die Jungs, mit denen Dr. T. immer mal wieder auf Geflügel oder nur auf Golfbälle ballert, die sich in Tarnanzügen durchs Gebüsch schleichen, mit dicken Schrotflinten auf Plastikenten schießen und nebenbei allerhand Platitüden über Frauen absondern, sind ja auch nicht gerade als Vorbilder ihres Geschlechts zu bezeichnen. Nein, eigentlich hat man es hier mit einem klassischen Altmanfilm zu tun, einem Gruppenporträt miteinander verknüpfter Leute, ihrer Alltagsverrichtungen, ihrer großen und kleinen Probleme und Katastrophen. Das heißt zugleich: Niemand kommt wirklich gut dabei weg und alle wirken eher wie Puppen am Fädchen des Regisseurs, dessen Blick wahrlich nicht als liebevoll, warm oder zärtlich gelten kann. Wohin man sieht, überall tummeln sich Neurotiker, Spinner, skurrile Typen: Der zickige Hennenstall, der sich täglich in Dr. Ts Wartezimmer einfindet. Die ältere der beiden Töchter, die von einem starken Verschwörungswahn besessen ist. Die Gattin, die schließlich in einer geschlossenen Anstalt landet. Die saufende Schwägerin. Die andere Tochter und ihr Cheerleaderhaufen. Und schließlich Dr. T,. selbst, ein zweifellos sympathischer, charmanter, wenn auch etwas farbloser
Herr und leider auch rettungslos altmodisch, der dann von der offensiven Golfdame regelrecht überrumpelt und in eine Affäre hineingezogen wird und es am Schluß gar nicht fassen kann, als sie ihm erklärt, daß sie mit ihrem Leben andere Pläne habe als den, sich nur noch von ihm verwöhnen und bedienen zu lassen. Wie gesagt, ein typischer Altmanfilm: Großartige Darsteller, irrwitzig überlappende Dialoge, ebenso irrwitzig lange ungeschnittene Kameraeinstellungen, sehr schöne Bilder und ein genereller und ganz gewollter Mangel an Dramaturgie, der den besonderen, entspannten, immer etwas faulen und trägen Altmanrhythmus ausmacht und leider auch mal wieder dazu führt, daß es kein sonderlich überzeugendes Ende gibt, weil solche Filme eigentlich gar kein Ende haben, denn alles geht immer so weiter, was eigentlich nur eine Momentaufnahme aus dem Leben einiger Amerikaner aus Dallas, Texas. Ich finde das völlig okay so, habe mich allerbestens amüsiert und erfreut festgestellt, daß der alte Mann auch nach so vielen Jahren und Filmen (von zum Teil ja doch leicht schwankender Qualität, wenn man ehrlich sein will) zu so guter Form auflaufen kann. Wie gesagt – besser als die meisten anderen ist er immer noch. (6.2.)