„Drôle de Félix“ (Felix) von Jacques Martineau und Olivier Ducastel. Frankreich, 1999. Sami Bouajila, Patachou, Ariane Ascaride, Pierre-Loup Rajot, Charly Sergue, Philippe Gariziano

Felix wird in Dieppe arbeitslos und will die Zeit nutzen, um endlich mal seinen ihm bisher unbekannten Vater in Marseille aufzusuchen. Er macht sich per Anhalter auf den Weg, und als er eine Zeit später unten am Mittelmeer ankommt, hat er allerhand erlebt.

 Ein typisches Roadmovie mit allem, was so dazugehört. Einer ist unterwegs und trifft Menschen, man nimmt kurz am Leben des anderen teil, bleibt sich fremd oder kommt sich näher, man lernt oder distanziert sich und schließlich geht die Reise weiter. Als solches hat der Film wenig Neues beizusteuern und leider gibt es auch wenig Postkartenbilder aus Frankreich, die ich mir dieses Mal insgeheim erhofft hatte. Zwischen der Normandie, der Auvergne und dem Rhônetal hätten sich sicherlich viele schöne Motive angeboten, doch bleibt der Film hier spröde, konzentriert sich eher auf das Menschliche, na gut. Da hat er immerhin eine sehr sympathische (auch sehr sympathisch gespielte) und unkonventionelle Hauptperson zu bieten, einen Schwulen, der zu allem Unglück auch noch wie ein Pied-Noir aussieht, also in gewissen französischen Kreisen und Landstrichen schlechte Karten hat. Gleich in Rouen wird er Zeuge, wie ein anderer Araber von zwei Typen umgebracht wird, hat aber nicht den Mut, der Polizei Anzeige zu erstatten, woran er die gesamte Reise zu knacken hat. Eine andere sehr schöne Idee ist das Motiv der großen Familie, die sich Felix selbst im Lauf der Zeit zusammensucht. Den kleinen Bruder, dem er die Grenzen aufzeigen muß und mit dem er nicht schlafen will, den Cousin, mit dem er eine kurzem, schöne Affäre hat, die Großmutter, die ihn als Mann attraktiv findet und von seiner Scheu etwas enttäuscht ist, die Schwester mit drei Kindern von drei Vätern, die ihn für kurze Zeit sozusagen mitten ins Leben katapultiert, und schließlich der Vater, ein Angler und geduldiger Zuhörer, vielleicht ein Vater, wie ihn sich Felix gewünscht hat. Fast alle dieser Begegnungen vielleicht mit Ausnahme der ersten mit dem Jungen, die zu langatmig geraten ist, schwanken schön zwischen Humor und feiner Beobachtung, doch insgesamt muß ich sagen, wird bei mir wohl nicht viel mehr hängenbleiben als das Prädikat „ganz nett“. Genau das ist der Film, gutgelaunt, optimistisch, mal etwas nachdenklich und durchaus nicht blauäugig, doch unter dem berühmten Strich vielleicht etwas oberflächlich, ich weiß nicht. Und Postkartenbilder aus Frankreich gibt’s auch nicht! (21.2.)