„The curse of the jade scorpion“ (Im Bann des Jade Skorpions) von Woody Allen. USA, 2001. Woody Allen, Helen Hunt, Dan Aykroyd, David Ogden Striers, Charlize Theron, Wallace Shawn, Brian Markinson, Elizabeth Berkeley
Rechtzeitig zum Jahresausklang also doch noch der obligatorische neue Woody-Allen-Film, und inmitten all der verschnupften, verhusteten, vermieften, konsumfetten Vorweihnachtstristesse sicherlich ein Film zur Zeit, denn er zaubert in Nullkommanichts ein warmes, anhaltendes Lächeln auf die verdrießlichen Gesichter der Ostwestfalen. In der Tat habe ich mich auch bei Allen selbst schon länger nicht mehr so glänzend amüsiert – obwohl sein Output im vergangenen Jahrzehnt zu ungefähr siebzig Prozent ziemlich gelungen war – und jenes unwiderstehliche, unverwechselbare Flair seines ganz besonderen Stils genossen. Wie so häufig bei ihm handelt es sich um ein Stück Nostalgie, Hommage und Parodie zugleich, diesmal angelegt in New York anno 1940 (wobei man allerdings mit aufwendigen Ausstattungsmätzchen deutlich gespart hat) als Mischung aus Rätselkrimi und Screwball Comedy. Woody selbst stellt einen seiner typischen quirlig-neurotisch-nervösen Helden dar, einen großmäuligen aber im Grunde natürlich recht zerbrechlichen Versicherungsschnüffler, dessen Stern abrupt zu sinken droht, als Helen Hunt in Gestalt einer toughen, modernen und vor allem cleveren Blondine des Wegs kommt und mit dem jahrzehntealten Muff in der Gesellschaft aufräumen will (was man heutzutage eben Rationalisierung nennt). Zwischen den beiden entspinnt sich folglich eine wunderbare Redeschlacht (er als der hilflose, angeschlagene Macho, der sich immer auf seinen alten Pfründen ausgeruht hat, sie als die selbstbewußte, zickige und doch emotionale verwundbare Geschäftsfrau von heute), die das Dauerhighlight des Films ist, in der besten Tradition der Dreißiger und Vierziger, ein gnadenloser Geschlechterkrieg, der herrlich ins Lächerliche kippt, als ein Hypnotiseur auftaucht, den beiden jeweils ein Codewort einprogrammiert und sie fortan für seine verbrecherischen Zwecke (Juwelenraub) mißbraucht. Leider hat die Hypnose noch den höchst unerwünschten Nebeneffekt, daß der/die jeweils Betroffene sich rettungslos in den anderen verliebt, was zwischen den beiden Streithähnen logischerweise zu tiefgreifenden Mißverständnissen führt. So haben wir auf der einen Seite also eine süffisante Krimiparodie und auf der anderen ein brillant zelebriertes, äußerst scharfzüngiges und schlagfertiges Verbalduell zweier toller Darsteller, die sich mit sichtlichem Genuß in ihre Rollen fallen lassen, und vor allem Allen selbst wirkte schon lang nicht mehr so vital und spritzig wie hier. Ein wirklicher Klassefilm eines nach wie vor herausragenden Regisseurs, eine wunderschöne Komödie und allerbeste Unterhaltung – genau das eben, was man mal braucht. (18.12.)