„Lucky Break“ (#) von Peter Cattaneo. England, 2001. James Nesbitt, Olivia Williams, Christopher Plummer, Timothy Spall, Bill Nighy, Lennie James, Ron Cook

Jimmy und sein Kumpel Rudy setzen ihre schwarze Serie als Gauner fort, verpfuschen einen Banküberfall gründlich und landen zum Dank im Gefängnis von Dartmoor. Dort wollen sie aber nicht lange bleiben, und alsbald entwickelt sich ein Plan. Der Gefängnisdirektor ist ein verkannter Musicalkomponist und hat just ein gar merkwürdiges Werk über Lord Admiral Nelson fertiggestellt. Das soll in einer baufälligen Kapelle zur Aufführung kommen, genau dem einzigen Ort im ganzen Trakt, von dem aus ein Ausbruch denkbar wäre. Jimmy macht sich eifrig an die Planung, doch allerlei Unbill droht ihm in die Quere zu kommen. Und dann verliebt sich der Gute auch noch in die schnuckelige Gefängnispsychologin alias Lady Hamilton, und das ändert Jimmys Perspektiven dann noch mal von Grund auf.

 

Eine im großen und ganzen wirklich nette, amüsante, leichtgewichtige Komödie aus England, zusammengestrickt nach herkömmlichen Mustern, bestückt mit den gewohnten, soliden, immer wieder gern gesehenen Zutaten, einer Mischung aus Exzentrik, ironischen Witzen über englischen Heroismus (als da wäre die genußvolle Parodie auf blöd patriotische Musikspiele), derberen Späßen und einer ganz flotten Liebesgeschichte, die allerdings vom ersten Moment an sehr durchschaubar und überraschungsarm aufgebaut ist. Nebenher gibt es noch einige handfeste Klischees, die man entweder gleichgültig oder aber mit gelindem Ärger zur Kenntnis nimmt: Der sadistische Oberaufseher, von dem man eigentlich dachte, daß er ein Relikt längst eingemotteter Gefängnisdramen ist, der ebenso sadistische Bully, der unvorhergesehenerweise in den Knast verlegt wird und beinahe Jimmys Pläne vernichtet, einige weitere Stereotypen aus dem bewährten Gefängnisrepertoire und vor allem Timothy Spalls Rolle, ein peinigendes Exerzitium in Masochismus (nebenbei eine höchst undankbare Rolle für diesen feinen Schauspieler) und außerdem eine viel zu große Last für all das unbeschwerte, recht seichte Geschehen drumherum. Ein hilfloser Häftling, der vom sadistischen Aufseher gnadenlos gegängelt wird, der von seinen Mitgefangenen immer nur getreten wird und der aussichtslos um die Liebe seines Sohnes kämpft. Nach einer letzten und schlimmsten Demütigung erhängt er sich in seiner Zelle, eine echte und schlimme Tragödie, die aber in diesem Rahmen keinen Platz hat und nicht in diesen Film gehört. Aber davor und danach geht es mit Witz und Schwung und vielen bestens aufgelegten Darstellern zur Sache, darf reichlich gelacht werden, wird’s auch mal romantisch und etwas spannend, so daß jederzeit von guter britischer Unterhaltung gesprochen werden kann. Daran ist absolut nichts falsch. Und daß der Film am Ende nicht so stark ist wie Cattaneos Erstling „Ganz oder gar nicht“, liegt hauptsächlich daran, daß man ein brillantes Konzept nicht jederzeit und auf jedes andere Milieu umrüsten kann, und daß ein brillantes Konzept eben nicht mehr ganz so brillant wirkt, wenn man es ein zweites Mal zu sehen bekommt. Ganz einfach. (12.11.)