„Rushmore“ (#) von Wes Anderson. USA, 2000. Jason Schwartzman, Bill Murray, Olivia Williams, Seymour Cassel, Brian Cox, Mason Gamble, Sra Tanaka
Max Fisher ist fünfzehn, klein, bebrillt und hat es irgendwie geschafft, an der noblen Rushmoreschule zu landen. Er ist ein miserabler, allgemein eher unbeliebter Schüler, aber ein unwiderstehlicher Hochstapler, der dutzendweise Vereine ins Leben ruft, hochtrabende Bühnenstücke verfaßt und von einer eigenen Schauspieltruppe aufführen läßt und angibt, sein Vater sei Neurochirurg, obgleich der gute Mann nur ein Friseur ist. Als er vorsätzlich ein Baseballfeld verletzt, muß er die Schule wechseln, doch gibt er den Kontrakt zu seiner Traumstätte Rushmore niemals auf. Obendrein freundet er sich mit Herman an, einem griesgrämigen, stinkreichen Industriellen und Förderer der Schule, der (genau wie wir Zuschauer) nicht weiß, ob er von Max fasziniert oder genervt sein soll und er verliebt sich zielstrebig in Rosemary, eine neue und frisch verwitwete Lehrerin. Als dann ausgerechnet Herman von ähnlichen Gefühlen befallen wird, kommt es zu erbittertem Konkurrenzgerangel zwischen den beiden ungleichen Rivalen, und es bedarf schon einiger Umwege und Mißstimmigkeiten, bis schlußendlich doch alles halbwegs wieder in Butter ist.
Ein Film, der eigentlich ganz elementare Erwartungen gröblich verletzt und gerade deswegen so gut ist. Jeder der nämlich eine amerikanische Highschool-Klamotte sehen will, wird den Saal nach schätzungsweise einer Viertelstunde verärgert räumen, denn all das, worauf er sich gefreut hat – Cheerleader, Wackelbusen, Eiscreme, schlüpfrige Gags, alberne Lovestories und jede Menge Buddykumpanei – kriegt er hier nicht. Dafür kriegt er (wenn er es denn überhaupt haben will) eine entwaffnend witzige und charmante Anhäufung skurrilster Szenen und Ideen (tongue-in-cheek ist genau der richtige und leider unübersetzbare Ausdruck für das hier), mit stoischer, teilweise fast bedächtiger Ruhe vorgetragen und fast ganz allein getragen von dem umwerfen Jason Schwartzmann alias Matthew Fisher, einem Konglomerat aller irgendwie schräger Vögel, die man sich denken kann - Woody Allen, Jerry Lewis, Mike Myers, um nur die zu nennen, die mir jetzt spontan in den Sinn kommen -, einem unsympathischen Großmaul und Angeber, einem liebenswerten, pubertierenden Träumer, einem frühreifen Anti-Kind, einem beunruhigenden Fanatiker, einem trotzigen Außenseiter, einem insgesamt vor wüster Fantasie platzenden Knaben, der nichts unversucht läßt, um endlich zu Ruhm und Anerkennung zu gelangen, und der nichts, aber auch gar nichts ausläßt, um vielleicht doch noch das herz seiner Angebeteten erobern zu können. Die Gags sind viel eher schräg und versponnen als laut und derb, die Musik von The Who, The Kinks, Cat Stevens, John Lennon und anderen Größen der Sechziger und Siebziger kann gar nicht schlecht sein (gibt der Sache andererseits aber auch einen nostalgischen Anstrich, dessen Sinn ich nicht so ganz verstanden habe), und widerwillig oder nicht fühlen wir uns letztlich doch in eine tiefgreifende Identifikation mit diesem Spinner und Loser manövriert, was nur davon zeugt, wie geschickt und überzeugend die Film erzählt und gestaltet ist. Wunderschöne Unterhaltung mit Niveau und doppelten Böden, die einem leider sehr breit ausgelatschten Milieu viele neue, verführerische Seiten abgewinnt. (14.3.)