„Secret Society“ (#) von Imogen Kimmel. England/BRD, 2000. Charlotte Brittain, Lee Ross, Annette Badland, James Hooton, Jane Riley, Charles Dale, Rachel Smith, Sharon Duce
Daisy und Ken sind ein Paar im Industrienorden Englands. Man ahnt schon, daß die Wirtschaftslage recht prekär ist: Ken verliert seinen Job, Daisy hat erst gar keinen, und als Notbehelf posiert die reizende und etwas stark gebaute junge Dame für den Gatten als Model für Postkarten. Dann landet sie in einer Fabrik am Fließband und lernt noch mehr stark gebaute Damen kennen. Bald versteht sie auch, was hinter dem merkwürdigen Getue dieser Kolleginnen steht: Man hat einen Sumoklub gegründet, hat aus der Not (der starken Figur) eine Tugend gemacht und fühlt sich nun stark und wohl und selbstbewußt. Nach einigem Hin und Her tritt auch Daisy der Vereinigung bei und erhält auf diese Weise ein ganz neues Selbstwertgefühl. Logisch, daß diese Veränderung bei dem zwar furchtbar netten und hingebungsvoll verliebten, aber leider auch etwas schlicht und altmodisch gestrickten Ehegatten zunächst eher auf Verwirrung stößt, und somit bedarf es einiger Umwege und Mißverständnisse, bis schlußendlich doch wieder alles im Lot ist.
Neues aus der Schublade „Britische Sozialkomödien“, und bisher bin ich immer noch gern und erwartungsfroh hingegangen. Wenn mir allerdings in Zukunft noch häufiger solch mittelmäßiges, einfallslos und bieder angerichtetes Dosenfutter untergejubelt wird, könnte mir über kurz oder lang doch mal der Appetit vergehen. Sehr frühzeitig erahnt man nicht nur den weiteren Verlauf der Geschichte, sondern man kann ihn eigentlich fast Szene für Szene hersagen, und leider wird man zu keiner Zeit eines Besseren belehrt oder gar überrascht. Ohne jegliche Originalität folgt der Film allen gängigen Mustern, und wo sich ein Potential für Neues, Abweichendes ergeben hätte, bleibt die Geschichte oberflächlich, flüchtig, unklar. Die Sumorituale sind uns auch nachher noch ebenso fremd wie die daran beteiligten Frauen, die nur als Schablonen, nicht aber als mehrdimensionale Charaktere auftauchen. Ähnliches gilt eigentlich auch für Daisy und Ken, die kaum mehr als nett und sympathisch sind und denen dringend interessante, pfiffige oder freche Charaktertypen rechts und links fehlen, ohne die ein guter englischer Film eigentlich auch nicht auskommt. Aber dies hier ist eben kein guter englischer Film: Er gibt sich keine Mühe mit dem Milieu, mit den Leuten, mit einer dramaturgisch wohlproportionierten und spannenden Story, mit ein wenig Humor (ich habe glaube ich kein einziges Mal gelacht, kaum mal gelächelt) und allgemein mit etwas mehr Tiefgang. Denn wenn man schon mal ein solch exotisches Thema streift wie hier, dann möchte man als ahnungsloser Zuschauer doch über die Oberflächenreize auch noch etwas mehr Einblick erhalten. Aber gut, ich hake das am besten ganz schnell ab und bin beim nächsten Mal ein bisserl kritischer im Vorfeld, statt gleich in alles reinzurennen, was das Etikett „britisch“ mit sich rumträgt. (27.12.)