„The closer you get“ (#) von Aileen Ritchie. Irland/England, 2000. Ian Hart, Niamh Cusack, Sean McGinley
Einmal mehr reisen wir ins Irlands wilden Westen – wohin auch sonst -, um uns einmal mehr eine gar kauzige Geschichte über ganz viele gar kauzige Iren auftischen zu lassen. Im gar weltabgeschiedenen und in jeder Hinsicht ziemlich unterentwickelten County Donegal trägt es sich also zu, daß die Herren der Schöpfung mit dem Angebot an zur Verfügung stehenden Damen nicht mehr so recht zufrieden sind und sich eines verregneten Tages daran machen, per Annonce Abhilfe zu schaffen. Aus Miami sollen die Damen ihrer feuchten Träume kommen, doch die ortsansässigen Mädels riechen den Braten und revanchieren sich auf Frauenart, indem sie nämlich mit ein paar spanischen Fischern anbändeln und den Jungs mal kurz zeigen, wo der Hammer hängt. Das rüttelt die braven Kerls wach und endlich sieht ein jeder ein, daß das Beste wie meistens direkt vor der eigenen Türe liegt.
Eine recht ergötzliche Sommerkomödie, wie sagt man so schön: Ein Feel-good-movie, bei dem wir uns vor allem deshalb so gut fühlen, weil wir unser Hirn nicht allzusehr belasten müssen, denn fast alles, was geschieht, läßt sich vorhersehen bis hin zum schiedlich-friedlichen Happy End, an dem sich die Einheimischen vertragen und ihre kleine westirische Inzucht weitertreiben. Wer also sein Hirn schön brav abgeschaltet läßt, wird auf seine Kosten kommen. Wer aber, wie ich, einige zig Stunden in Irish Studies bei Ruthie Fleischman hinter sich hat und für gewisse Aspekte irischer Kultur besonders sensibilisiert ist, der wird sicherlich mal wieder die Stirn runzeln und leise vor sich hin fluchen, zum Beispiel so: Wann zum Teufel werden diese Scheißiren endlich damit aufhören, die uralten Klischees, die immer gegen sie verwendet wurden, jetzt als irische Folklore zu Geld zu machen? Haben die denn gar keinen Stolz? Zugegeben sind dies reichlich lächerliche Einwände angesichts eines solch leichtgewichtigen Films, aber wie gesagt, beim Thema Irland kann ich nicht neutral oder unbefangen bleiben, das ist so und wird sich auch nicht mehr ändern lassen. Mein Problem. Natürlich ist die Landschaft da hinten herzergreifend schön, natürlich würde ich mich bei diesen herrlichen Bildern am liebsten jetzt sofort ins Auto schwingen und gen Westen reisen, aber müssen sich die Iren drumherum unbedingt immer so unter Wert verkaufen? Sind die Männer alle tatsächlich so simpel, einfältig und tumb wie hier? Und die Frauen alle so gewitzt und so viel lebenserfahrener und reifer? Entweder belassen sie es bei locker-unverbindlichen Komödchen oder sie gehen ins andere Extrem und fabrizieren altmodische und fast schon wieder komische Blut-und-Boden-Dramen wie etwa „Das Feld“ oder „December Bride“. Ganz normale Geschichten über ganz normale Leute sieht man kaum im Kino, und niemand soll hergehen und behaupten, es gäbe in Irland keine ganz normalen Leute! Die Nordiren haben wenigstens ihren Bürgerkrieg, der ja schon Stoff vieler erstklassiger Filme geworden ist, aber unten in der Republik sieht es doch etwas mager aus, wenn man etwa die wenigen Filme von Joe Comerford oder anderem, rar gesäte Einzelwerke ausnimmt. Doch im Grunde muß man über solch einen Film gar nicht viele Worte verlieren – er ist nett und hübsch gemacht, und alles andere ist, wie gesagt, mein persönliches Problem. (22.8.)