„Unbreakable“ (#) von M. Night Shyamalan. USA, 2000. Bruce Willis, Samuel L. Jackson, Robin Wright Penn, Spencer Treat Clark
Die beiden Männer könnten verschiedener nicht sein: Der eine weiß, der andere schwarz. Der eine schier unverletzbar, ob bei Autounfällen oder großen Zugunglücken, der andere mit Glasknochen ausgestattet, an den Rollstuhl gefesselt, mit bereits über fünfzig Brüchen auf dem Konto. Der eine ein stiller Grübler mit halbwegs kaputtem Familienleben, der andere eine exzentrischer Einzelgänger und Comicfan. Gemeinsam ist beiden eigentlich nur, daß sie aus Philadelphia stammen und sich ihre Lebenswege eines Tages kreuzen, weil der Sohn des Weißen auch Comics mag und sein Papa auf diese Weise in den Einflußbereich des schwarzen Rollstuhlfahrers gerät. Der erzählt Paps eine komische Geschichte von einem Unverwundbaren, der eines Tages aufkreuzt zur Rettung der Welt vor dem Bösen. Paps ist absolut nicht in der Stimmung für solchen Quatsch und will davon nichts wissen. Doch Sohnemann und der Schwarze selbst bearbeiten ihn so lange, bis er sich gegen die Bedeutung seiner eigenen Erinnerungen und einiger merkwürdiger Ereignisse in seinem Leben nicht länger verschließen kann und schließlich doch einsehen muß, daß er höchstpersönlich dieser Retter ist. Aber leider hat auch der schwarze Mann ein kleines Geheimnis.
Daß wir davon exakt eine Minute vor Schluß erfahren, ist nur eine der Macken dieses eigenartigen Films, der fast anderthalb Stunden lang sehr vielversprechend und mit faszinierender Langsamkeit Spannung aufbaut, um alles dann ganz plötzlich in einer Anhäufung von zuviel Unglaubwürdigkeiten und Blödsinn platzen zu lassen. Die übliche und in Hollywood offenbar noch immer ganz gern exerzierte Polarität von Gut und Böse, sprich Weiß und Schwarz, ist an sich schon Bürde genug für jeden Unterhaltungsfilm, zumal dann, wenn dies auch noch vor dem Hintergrund alter Marvel-Comics ausgetragen wird. Daß dann aber der gute Bruce Willis auch noch seherische Kräfte hat und, sobald er den Leuten nahe kommt, ihre Lebensumstände, Vergangenheiten und Untaten bildhaft vor Augen sieht und damit das Leben zweier gepeinigter Teenies retten kann, ist des Guten schlicht zuviel. Auch der einfältige Abspann, der uns darüber in Kenntnis setzt , daß Brucie brav die Polizei informiert und der böse schwarze Mann alsdann in der Psychiatrie verschwindet (kein Wunder, bei der beknackten Frisur, mit der der Kerl rumläuft!), so als handele es sich tatsächlich um eine wahre Geschichte, sorgt eher für Heiterkeit bzw. Ärger beim Zuschauer, der das Gefühl hat, daß ihm so ein wenig die Stimmung versaut wurde, denn irgendwie hatte man sich schon was anderes erhofft nach solch vielversprechendem Auftakt. Herr Shyamalan geht sehr sorgfältig und bedächtig vor bei der Einführung der Hauptpersonen und ihrer jeweiligen Milieus, er erzeugt mit viel Gespür für wirkungsvolle Momente eine mysteriöse, dichte, melancholische, irgendwie unheilschwangere Stimmung, die Katastrophen und allerhand Düsteres ahnen und befürchten, die Dinge aber zugleich in einer angenehm kitzelnden Schwebe läßt. Alles ist möglich, es kann einiges passieren, um so mehr, als wir diesmal weit und breit keinen Superhelden mit dem absoluten Durchblick und souveräner Kraft, sondern nur einen trübsinnigen Burschen mit kriselnder Ehe und wenig Sinn für Heroismus oder große Gesten vor uns haben. Vielleicht hängt meine finale Enttäuschung damit zusammen, daß solch ein Film eigentlich gar keinen richtigen Abschluß verträgt, daß jedes wie immer geartete Ende unbefriedigend und platt wirken muß und daß man als Regisseur und Autor dies alles am besten offen und unbestimmt ausklingen, gleichsam in der Fantasie des Zuschauers weiter arbeiten läßt. Nur würde in Hollywood kein Produzent einen müden Cent für solch einen Film springen lassen, weil es mit den Gesetzen des Marktes und der Fantasie so eine Sache ist, und also haben wir es letztendlich mal wieder mit einem jener inkonsequenten Zwitterprodukte zu tun, die uns schon seit Jahr und Tag nerven, weil sie so viel versprechen und so wenig halten und weil sie auch so viel Talente und gute Ideen verschleudern. Denn der Herr Shyamalan hat als Geschichtenerzähler und Gestalter abseits des Mainstreams echt was los und die Herren Willis und Jackson liefern sich ein paar sehenswerte Duette und überhaupt. Jaja, das alte Lied eben... (11.1.)