„Astérix et Obelix – Mission Cléopatre“ (Asterix und Obelix – Mission Cleopatra) von Alain Chabat. Frankreich/BRD, 2001. Christian Clavier, Gerard Depardieu, Monica Belucci, Alain Chabat, Claude Rich
Mit Asterixfilmen hat man ja als alter Fan so seine leidvollen Erfahrungen gemacht: Uderzo und Goscinni haben ihr eigenes Erbe filmisch eher fragwürdig verwurstet (ihr Cleopatrafilm ist eigentlich der einzig wirklich schöne der Zeichentrickfilme), und wo sie wenigstens noch einen Teil vom Geist und Witz ihrer Bücher haben retten können, vernichtete die deutsche Synchronisation diesen Rest mit Stumpf und Stiel. Einen Realfilm daraus zu machen war natürlich einerseits abenteuerlich riskant, doch andererseits hatte man ja gar nicht so viel zu verlieren, denn schlechter als die letzten der Trickfilme konnte es kaum noch werden. Dies ist nun schon der zweite – den ersten habe ich leider noch nicht gesehen – und ich gestehe gern, daß ich doch viel Spaß dabei hatte. Die Story von „Asterix und Cleopatra“ (von jeher mein Lieblingsheft der Serie) wird weitestgehend beibehalten, im Detail natürlich durch eine wahre Unzahl kleiner Gags angereichert. Immerhin ist dies ein Comicfilm, zwar nicht als Comic gedreht, aber doch ein Film, der den Geist eines Comicstrips präzise nachempfindet: Alles ist erlaubt, keine Verrücktheit zu verrückt, keine Albernheit zu albern, keine Übertreibung zu übertrieben, um nicht irgendwo hier Platz zu haben. Was beliebt ist auch erlaubt, Respekt ist streng verboten, alles wird durch den sprichwörtlichen Kakao gezogen, die Flut an Anspielungen auf andere Filme, Kulturgüter, aktuellere Themen, zeitgeschichtliche Histörchen ist schier grenzenlos und oftmals geht alles so schnell, daß man als Zuschauer höchste Aufmerksamkeit an den Tag legen muß, um alles halbwegs mitzubekommen. Farbenprächtige Computeranimationen wechseln ab mit wilden optischen Tricks, Soul- und Tanzeinlagen lockern das Geschehen ebenso auf wie herrliche Kung Fu-Parodien und hinreißend klischeehafte oder einfach total irre Dialoge. Wer jetzt bemängelt, daß dies vielfach wenig oder gar nichts mit dem guten alten Asterix, dem Helden unser aller Jugend, zu tun habe, liegt sicherlich zum Teil richtig, übersieht aber eben, daß diese beiden Filme (denn für den ersten wird all das todsicher auch gelten) einen Comic in ein anderes Medium übertragen und dies nicht eins zu eins machen können. Natürlich ist auch diesmal die Synchronisation nicht immer sehr geschmackssicher (das kann sie einfach nicht sein) und vor gelegentlichen Entgleisungen nie sicher, und natürlich ist der Witz von 2001 nicht mehr der gleiche Witz wie 1965 oder 1967, aber trotzdem hatte ich zumindest nie den Eindruck, daß es den Filmemachern in diesem Fall an Respekt der Vorlage gegenüber mangelt. Auch die Besetzung ist höchst geglückt: Clavier ist ein kongenialer Asterix, Depardieu ein ganz wunderbarer, geradezu für diese Rolle geborener Obelix, illustre Leute wie Rich oder Chabat geben vortreffliche Charakterstudien zum besten, und Fräulein Belluci zieht als ägyptische Königin mitsamt ihrer süßen Hofdamen eine wonnige und köstlich selbstironische Sexshow ab und zeigt uns allen endlich mal, was ein gut plazierter Push-up so alles ausrichten kann. Wow! Also: Ein herrlich abgedrehter, überdrehter, übermütiger Spaß, der auch allen Beteiligten ganz augenscheinlich viel Freude bereitet hat, denn sie alle sind mit Genuß und Lust am Albernsein dabei, und wegen mir können die sich ruhig noch ein paar der alten Werke vornehmen, solange sie nur dieses Niveau halten können: Immer hart am Rande der totalen Klamotte, aber eben noch auf der richtigen Seite. Auch nicht einfach, sowas. (25.4.)