„Bibi Blocksberg“ von Hermine Huntgeburth. BRD, 2002. Sidonie von Krosigk, Maximilian Befort, Katja Riemann, Ulrich Noethen, Corinna Harfouch, Monica Bleibtreu, Inga Busch, Anja Sommavilla, Elea Geissler

Wer als guter deutscher Durchschnittsmensch seine Kinder nicht wie Kaspar Hauser großziehen möchte, der kommt an Bibi Blocksberg nicht vorbei - ganz egal aus welcher Richtung, irgendwann ist sie da, schleicht sich ein ins bürgerliche Kassettenteil und wird von Stund an einen Hauptanteil dortselbst beanspruchen, egal ob Mami lieber Grönemeier hören will oder Papi langsam suizidal wird. Allein die ersten Noten des Titelsongs rufen bei Erwachsenen gewöhnlich Reaktionen hervor, auf die Herr Pavlov stolz gewesen wäre und gegen die sich das Sabbern seiner Hunde von einst eher harmlos und gewöhnlich ausnimmt. Und da wir in diesem Lande ja längst in den Klauen gewiefter Marketingstrategen leben müssen, beschränkt sich der Bibi-Blocksberg-Terror nicht allein auf allgegenwärtige Musikkassetten, nein, er hält auch Einzug im Videogerät und nun auch im Kino. Nicht als Zeichentrick – wenigstens etwas! – sondern als Realfilm, doch der Saal ist voll von eingeweihten, versierten Kids und ihren zwangsläufig ebenso eingeweihten Erzeugern.

 

Sie alle kriegen hier eine Geschichte zu sehen, in der eine fiese, mißgünstige, gemeine Hexe so lange gegen die ganze Familie Blocksberg intrigiert, bis Paps vor dem beruflichen Aus steht und Mama sogar schon der Hexerei abgeschworen hat. Kurz vor knapp rettet Bibi nochmal alle vor dem bösen Ende,  doch bis dahin haben sich die lieben Kleinen schon ganz kräftig gegruselt. Im Vergleich durch den ausgesprochen hellen, sonnigen und sehr harmlosen MCs geht es hier etwas sehr dunkel und unheimlich zu, was für Kinder von sieben oder acht wahrscheinlich klein Problem ist, doch Fünfjährige oder noch jüngere gar haben sicherlich mit dem einen oder anderen Moment so ihre Schwierigkeiten, zumal es recht wenig Ausgleich durch heitere, lustige Szenen gibt, sondern im Gegenteil auch sonst noch allerhand Sorgen und Nöte gewälzt werden, die zumindest bei den Kleineren auf wenig Interesse stoßen dürften. Die Freigabe ab 0 Jahren scheint mir einmal mehr etwas fraglich, ebenso wie die Überlegung, ob es sich hier wirklich um einen authentischen Bibi-Blocksberg-Film handelt. Andererseits hat er sicherlich seine Qualitäten: Die sehr elegante, herbstlich-schöne Optik, die guten, routinierten Trickaufnahmen, die schöne Ausstattung und hauptsächlich die Handvoll erstklassiger Schauspieler, die sich mit offenkundigem Spaß in die Sache vertiefen (einer wie Noethen hat ja mittlerweile Routine darin) und wesentlich dazu beitragen, daß der Film künstlerisch voll überzeugen kann. Der Sinn der ziemlich unmotiviert eingebauten Gesangseinlagen ist mir persönlich noch immer nicht klar, aber die Kids fanden‘s gut und damit wäre diese Maßnahme gerechtfertigt, und bei einigen der Hauptfiguren konnten wir uns nicht einig werden: Die Bibi fand ich gut getroffen, mußte mir aber erklären lassen, daß die ja im Zeichentrick ganz anders aussieht, während ich wiederum mit Karla Kolumna gar nicht zufrieden war, weil die hier viel zu brav und blaß dargestellt wird. Ist ja auch am Ende wurscht, sicher bleibt die Feststellung, daß der Film doch kein ganz ungetrübtes Vergnügen ist (vor allem mit dem bessern Sams-Film aus dem letzten Jahr verglichen), obwohl er es eigentlich hätte sein müssen, wenn man die ganze Angelegenheit ein wenig heller und freundlicher gestaltet hätte. (29.9.)