„Flickering lights“ (#) von Anders Thomas Jensen. Dänemark, 2000. Søren Pilmark, Ulrich Thomsen, Mads Mikkelsen, Nikolaj Lie Kaas, Sofie Grabøl, Iben Hjelje

Was habe ich da eben noch über allzu seltenes Gelächter in nordischen Filmen gesagt? Kaum hat man zu Ende gegluckert über den schönen Isländer, da kommen die Dänen daher, locker und cool wie eh und je, und schlagen noch eine ordentliche Schippe oben drauf, und zwar so kernig, daß es eine reine Gaudi ist. Dazu erzählen sie uns die Geschichte von vier Kumpels, Torkild, Arne, Peter und Jens, die sich einst als Leidensgenossen zusammenrauften auf der Flucht vor ihren monströsen, grausig bürgerlich und spießigen Familien. Nun sind die Jungs ein wenig älter geworden und haben bleibende Schäden dieser gründlichen Traumatisierung davongetragen: Der eine kokst, der andere ißt unentwegt, der dritte kann sich nur noch per Schießprügel artikulieren, und Torkild, der älteste, bemüht sich zwar, von krummen Pfaden herunter zu kommen, doch irgendwie bleibt er in den Fängen des brutalen Gangsterbosses Farøer hängen. Ein Koffer voller Geld, den Torkild eigentlich abliefern sollte, es aber nicht tut, bietet dann die Chance, endlich ein neues Leben anzufangen. Man will nach Barcelona, kommt aber nur bis Jütland, schlägt sich in die Wälder und landet in einem heruntergekommenen Kotten, den Torkild zu einem Restaurant umfunktionieren will. Und er gelangt auch tatsächlich ans Ziel – wenn auch unter diversen Opfern...

 

Da es hier hauptsächlich um Jungs geht, ist dies auch ein Film für Jungs, gar keine Frage. Es wird die große, treue, unlösbare Männerfreundschaft zelebriert, man ist nicht wirklich fair zu den Frauen (aber, ganz unter uns, sind die den immer...?), und so sind die Frauen hier entweder Monstermamis oder zickige, besitzergreifende (und nebenbei hinreißend realistische) Freundinnen, die ihre Jungs ständig von den anderen fortzerren wollen, ganz wie im wirklich Leben also. Mithin gibt es wirklich bewegende Momente hier, und auch ganz schön abgründige, denn all die Erinnerungen der vier an ihre Kindheit sind enorm bedrückend, grausam fast und von finsterer Kälte. Dies sind dann immer die Phasen, in denen das fröhliche Gewieher im Publikum erstirbt und man urplötzlich und ziemlich drastisch die dunklen Seiten dieser Typen und ihrer diversen Macken vorgeführt bekommt. Der Film pendelt ausgesprochen krass zwischen den Extremen – albernster Slapstick wechselt sich ab mit blutspritzendem, allerschwärzestem Humor, fast hintergründigen, ausgesprochen witzigen und liebevoll beobachteten Alltagsmomenten, wilden Ausrastern à la Tarantino und dann wieder sehr ernsten, intensiven und durchaus menschlichen Szenen. Die Stimmungen ändern sich in flottem Rhythmus, die Geschichte wird sehr straff, extrem unterhaltsam und dabei sehr gründlich und sorgfältig erzählt und von allen Beteiligten ausgesprochen lustvoll und engagiert dargeboten. Im Vergleich zu den dänischen Dogmafilmen, in deren Dunstkreis der Regisseur aber schon gehört, geht es hier eher um Spaß, um wüste Parodie, um das Spiel zwischen Gelächter und Grausen. Alles dies ist aufs beste gelungen, und folglich hatte ich enorm viel Spaß, fast noch mehr als beim Isländer, auf jeden Fall aber noch eine ganz andere Sorte von Spaß. Die ollen Skandinavier haben es in diesem Jahr mal wieder so richtig gut drauf. Gut dem Dinge! (22.8.)