„Jalla Jalla“ (#) von Josef Fares. Schweden, 2000. Fares Fares, Torkel Pettersson, Tuva Novotny, Laleh Pourkarim
Zwei Kollegen der städtischen Reinigung zu Örebro haben mächtig Probleme: Der schwedische Kollege mit Namen Mons kriegt sein bestes Stück nicht mehr in die Gänge, die bessere Hälfte zuhause läuft langsam auf Reserve und die Gedanken des armen Kerls kreisen tagaus tagein nur noch um die eine Sache, was ihren Vollzug naturgemäß nur noch erschwert. Selbst skurrilste Versuche wie Rollenspiele oder Ausflüge in SM-Praktiken bringen den kleinen Freund nicht recht in Schwung, sodaß der ganz große Krach eigentlich vorprogrammiert ist. Ähnlich gilt für den libanesischen Kollegen mit Namen Joro. Der hat eine Freundin, Lisa, und alles ist cool, doch eines Tages stellt ihm Papa eine Frau aus der Heimat vor, Yasemin, die jetzt gefälligst umgehend geheiratet werden soll. Joro dreht und windet sich, man sagt zum Schein zu, um die Wogen zu glätten, doch dann verselbständigt sich die Lawine eifriger Vorbereitungen, und urplötzlich muß Joro alles in die Waagschale werfen, um Lisa nicht zu verlieren und nicht doch mit der hübschen Yasemin verheiratet zu sein. Gottlob kommt ihm Mons zu Hilfe, der sich augenblicklich in die libanesische Schönheit verliebt, wodurch am Schluß alles so gefügt werden kann, wie es sich gehört.
Eine köstliche Multikultikomödie im allerbesten Sinne: Rasant im Tempo, flott in der Darstellung, modern im Design (Wackelkamera à la Dogma, was auch sonst) und vor allem randvoll mit schönstem Humor, mal romantisch und sexy, mal ironisch, wenn es um den Aufeinanderprall traditionell arabischer und fortschrittlich westeuropäischer Lebensanschauung geht. Wo Paps und Oma den längst in Schweden sozialisierten Bengel gern noch an ein Mädchen ihrer Wahl weiterreichen würden (während dem Mädchen sogar mit einer Rückführung in den Libanon im Fall des Nichtvollzugs gedroht wird), schwebt Joro zwischen den Kulturen. Einerseits möchte er natürlich seinem Herzen folgen und das Mädchen nehmen, das er wirklich liebt, andererseits fühlt er sich noch immer stark den elterlichen bzw. großelterlichen Interessen und Ansichten verpflichtet, und hat sich bislang nicht einmal getraut, die Liaison mit Lisa bekanntzugeben. Daß er damit früher oder später von allen Seiten gewaltigen Ärger kriegen wird, ist vorauszusehen. Mons hingegen muß sich mit einem anderen, nicht weniger elementaren Konflikt herumschlagen: Wann ist ein Mann ein Mann? Ist er nun keiner mehr, weil er vorübergehend mal keinen hochkriegt, ist er ein Versager oder gar schwul geworden? Wird ihm das Aphrodisiakum aus dem Sexshop helfen oder die Vakuumpumpe oder die Peitsche, die ihm den Hintern verbrennt? Oder ist das alles am Ende gar nicht so dramatisch, und er ist nur ein ganz normaler Kerl, der mal nicht so kann wie er will? Für die Herren dieser Welt sind das ziemlich knifflige Fragen, umso mehr als sie von Natur aus ja nicht gerade dazu neigen, sich jemandem anzuvertrauen, sich den Frust von der Seele zu reden oder sich gar irgendwo Hilfe zu holen.
Der Film macht deswegen soviel Spaß, weil er sehr offenkundig mit viel Liebe und Sympathie zu allen Beteiligten gemacht wurde. Es herrscht eine extrem entspannte, lockere, gutgelaunte Stimmung, wüste Slapsticks werden mit Freude eingestreut und die Streßschraube wird mit Genuß immer noch weiter festgedreht, bis man sogar als erfahrener Kinogänger ganz besorgt um den unbedingt nötigen guten Ausgang ist. Schön also, daß der Film mit weit über einem Jahr Verspätung noch zu uns ins Kino gekommen ist, wenn auch wohl nur für eine Woche. Besser spät als gar nicht muß man da wohl sagen – positiv denken, oder wie geht der Spruch? (10.3.)