„Iedereen beroemd!“ (Jeder ist ein Star!) von Dominique Deruddere. Belgien/Holland/Frankreich, 2000. Josse de Pauw, Werner de Smedt, Eva van der Gucht, Thekla Reuten, Viktor Löw, Gert Portael
Ganz nach dem Motto: Was die Brits können, kriegen die Belgier auch zustande. Warum auch nicht? Arbeitslsoe gibt’s hier wie da genug, Industriewüsten auch, ebenso wie flache, tote Landschaften, traurige Menschen am Rande des sozialen Netzes und natürlich, grell über all der Tristesse schwebend, der ewige Traum von Reichtum und Ruhm. Die Brits haben mittlerweile aus dieser Konstellation soviel kommerziell (und manches Mal sogar auch künstlerisch) erfolgreiche Filme gemacht (mit Sängern, Strippern, Tänzern und neuerdings sogar Blumenzüchtern!), daß sie von mir aus gern mal wieder das Thema wechseln dürften, und jetzt gibt’s auch noch Konkurrenz von jenseits des Kanals. Und gar nicht mal schlechte Konkurrenz, denn was skurrile, liebenswürdige und mindestens ebenso verschrobene Typen angeht, die aus ihrer wirtschaftlichen Not (auch hier mußte ein großer Arbeitgeber die Pforten schließen und jede Menge Männer auf die Straße treten) mit allen greifbaren Mitteln herauskommen wollen, so hält dieses Werk locker den Vergleichen mit den Äquivalenten von der Insel aus. Auch das Milieu – eine Arbeitersiedlung am Rande von Brüssel, Strommasten, dampfende Fabrikschlote, zerfurchte Reste von Grün, trüb schwappende Kanäle, tristes Häusereinerlei und Miefkneipen – wird überzeugend, authentisch und ohne Firlefanz ins Bild gebracht. Dazu gibt’s reichlich Satire gegen Medien und Showbusiness, gegen Sensationsgier live vor laufenden Kameras frisch in die Wohnung, schmierige Abzocker, und all die merkwürdigen Blüten, die diese Scheinwelt nun mal treibt. Dann noch, denn irgendeine Geschichte muß ja erzählt werden, ein Papa, der aus seiner Tochter mit aller Macht einen Star machen will, höchstselbst Melodien auf dem Klo komponiert, und schließlich eine bereits etablierte Sängerin entführt, um seinen Plänen ein wenig Nachdruck zu verleihen. Natürlich geht’s fortan drunter und drüber, nichts läuft, wie es laufen sollte, doch gottlob ist die Welt in diesem Film nicht so bös wie die wirkliche Welt, und so wird aus dem pummeligen Töchterchen tatsächlich eine landesweite Berühmtheit, Paps selbst kriegt einen medienwirksamen Freispruch und sein Kompagnon angelt sich das Entführungsopfer und wird mit ihr in Australien glücklich. So kann‘s gehen, wenn viel Herz und Witz, gesunder Menschenverstand und überhaupt viel Menschlichkeit im Spiele sind, wenn niemandem ernstlich weh getan werden soll und lediglich ein paar Gags auf Kosten des unsäglichen Reality-TV gebracht werden sollen. Sonst geht es nur (was heißt „nur“??) um Spaß, viel schöne Musik, und greifbar nahe Menschen, denen ich noch immer hundertmal lieber zuschaue als den entrückt schönen, glatten Schnöseln, mit deren unmaßgeblichen Seelenblähungen wir größtenteils gelangweilt werden und deren Schicksal mich nun wahrhaftig nicht berührt. Hier ist das anders, und deshalb habe ich auch diesen Film, wie so viele Vorgänger von der Insel, gern gesehen. (19.2.)