Kill Bill Vol.1 (#) von Quentin Tarantino, USA, 2003. Uma Thurman, Lucy Liu, Daryl Hannah, Michael Madsen

   Ein kleiner Junge namens Quentin hat sechs Jahre lang mit sehr viel Geld herumhantiert, hat seine ganzen Platten und Comics und alten Filme durchgewühlt und alles, was ihm gefiel, in einen neuen Film hineingepackt, der nun, um uns zu ärgern und uns noch mehr Kohle aus der Tasche zu ziehen, auch noch in zwei Teilen gezeigt wird mit einem echten Cliffhanger am Ende des ersten. Herausgekommen bei diesen Kinderspielchen ist eine irrsinnige Schlachtplatte, die groteskerweise keine Jugendfreigabe erhalten hat, obwohl Gewaltjunkies bis dreizehn, vierzehn eigentlich das einzig denkbare Publikum für diesen infantilen Müll sein dürften. Aber gut – hundert Minuten lang sprudelt das Blut in wilden Fontänen durchs Bild, fliegen abgehackte Körperteile in der Gegend herum, werden pausenlos scharfe Gegenstände in den Leibern würgender Menschen versenkt, sodaß unsere Jugendschützer darüber diesmal kaum hinwegsehen konnten. Klar, alles nur Spaß, alles übertrieben, ironisch, irre cool, ein Spiel mit Genrezitaten undsoweiter. Unentwegt dudelt uns Tarantino mit Musikfetzen aus alten Filmen voll, erinnert an Italowestern oder an Eastern, dazu baut er immer wieder lustige Gimmicks ein, beispielsweise eine lange Comicsequenz, die an japanische Animas angelehnt ist, zwischendurch mal eine Schwarzweißszene, die uns wohl an Kurosawa erinnern soll, und auf die Dauer, das heißt nach drei Minuten, wird dieser Overkill, zumal er rein überhaupt keinen Sinn macht, so dumm und ermüdend, daß ich den langen Rest dieser Angelegenheit willenlos und unbeteiligt über mich habe hinwegrauschen lassen. Ich bin weiß Gott kein Freund von Tarantino im Prinzip, aber seine bisherigen drei Filme haben wenigstens Stil, irgendeine Story oder gefallen durch ihre clevere Konstruktion. Dieser neue Film hat nichts davon - keinen Stil sondern nur ein chaotisches Mischmasch, das weder witzig noch wer weiß wie parodistisch ist noch als Hommage taugt; keine Story, nur eine sehr rudimentäre Rachegeschichte mit vielen pervers-brutalen Einlagen; und auch keine Konstruktion, denn weder die Kapitelüberschriften noch das bei Tarantino hinlänglich bekannte Springen in der Chronologie machen irgendeinen Sinn. Ich könnte mir hingegen gut vorstellen, daß dieser Film eine Serie neuer Computerspiele inspiriert, zumal sich auf dem Sektor der Gewaltdarstellung sehr hübsche Möglichkeiten ergeben. Das einzig Sehenswerte weit und breit hier ist übrigens Uma Thurman, die wirklich klasse spielt und diesem frustrierend dämlichen Mist wenigstens einen Hauch Menschlichkeit mitgibt, und wie durch ein Wunder auch dann noch nicht alle Würde verliert, wenn sie im gelben Trainingsanzug mit einem Samuraischwert durch die Landschaft stapft und kübelweise Japanerblut verschüttet. Und unter diesen Umständen seine Haltung zu bewahren ist schon ein kleines Kunststück für sich. (23.10.)