Kops (#) von Josef Fares. Schweden, 2002. Fares Fares, Torkel Pettersson, Göran Ragnerstam, Sissela Kyle
Vor nicht ganz zwei Jahren versetzte uns Fares schon mal mit seiner herrlichen Kleinstadtgroteske “Jalla Jalla” in Entzücken und nährte neue Hoffnung, daß das schwedische Kino doch nicht ganz tot sei. Nun reduziert er die Einwohnerzahl nochmals beträchtlich, zieht sich in die absolute ländlichste hinterste Provinz zurück (was in Schweden tatsächlich etwas heißen will), behält aber in der Essenz das skurrile Personal seines Erstlings bei, bleibt auch seinem Prinzip, sich nur einer bestimmten Berufsgruppe zu widmen, treu, und siehe da: Das Entzücken ist noch viel größer!
Bei „Jalla Jalla“ ging es um die Stadtreinigung, diesmal ist die örtliche Polizei dran, und die hat in ihrem Wirkungskreis ein großes Problem, nämlich schlicht und einfach gar nichts zu tun. Entweder flüchtet man sich in aberwitzige Actionfantasien nach Hollywoodvorbild, oder aber man rettet sich von Imbiß zu Imbiß zum täglichen Kaffee und Kuchen, spielt mal ne Partie Poker mit älteren Damen (und läßt sich bei dieser Gelegenheit nach Strich und Faden bescheißen), tauscht mit dem Nachbarsjungen den aktuellen Jugendslang aus, strickt sich und den Kollegen gelbe Stirnbänder, und hängt ansonsten den lieben langen Tag lang herum. Bis eines Tages eine hübsche Blondine aufkreuzt und verkündet, im Zuge finanziell motivierter Rationalisierungen werde diese Polizeidienststelle künftig überflüssig und folglich aufgelöst. Das versetzt unsere friedvollen BeamtInnen in derartige Panik, daß der einst so verschlafene Ort urplötzlich von rätselhaften, völlig zusammenhanglosen und unerklärlichen Untaten erschüttert wird, von unseren Helden höchstselbst zur Aufbesserung der lokalen Verbrechensstatistik versteht sich. Aber all die Anstrengungen fruchten nichts, die Dame in Blond bleibt unerbittlich, und so muß eine Alternative her, die aber alsbald gefunden ist.
Von Anfang bis Ende hatte ich dermaßen viel Spaß, daß ich selig zwischen Kichern und Wiehern hin und herwogte und wirklich jeden Moment genossen habe. Fares entwickelt ein so liebevolles Porträt dieses schwedischen Dorfes und seiner Einwohner, die trotz erheblicher Bemühungen außerstande sind, auch nur die kleinste kriminelle Neigung zu hegen, daß man sich dem zauberhaften Charme des Films unmöglich entziehen kann. Dabei ist der Humor keineswegs immer sehr subtil, im Gegenteil, manchmal baut Fares auch auf ganz handfeste, eher derbe Lacher, aber das macht er umwerfend gut und mit viel Gefühl für die Situation und die daran beteiligten Typen. Dabei ist der Film doch nie platt oder doof, immer wunderbar skurril und originell, randvoll mit Sympathie für die schrägen, eigenwilligen Landpolizisten und ihre Notsituation, und außerdem könnte er auch noch als Hommage gelten an ein Land, in dem eine entlaufene Kuh noch immer der größte Aufreger ist (na ja, schön wär’s ja). Ist auch egal, wie man ihn nun im einzelnen etikettieren mag, fest steht auf jeden Fall, daß dies eine der schönsten und witzigsten Komödien der letzten fünf Jahre ist und natürlich, wie auch der Vorgänger, ein neuerlicher Silberstreif am ansonsten arg eingetrübten Horizont der nordischen Filmkunst (Dänemark jetzt mal außen vor gelassen). (14.11.)