Se til venstre, der er en svensker (Alt, neu, geliehen und blau) von Natasha Arthy. Dänemark, 2003. Sidse Babett Knudsen, Björn Kjellman, Lotte Andersen, Søren Byder, Lene Maria Christensen. Mette Horn, Louise Mieritz

   Der Tag vor der Hochzeit soll ja, so geht die Mär, ein ganz besonderer Tag sein, aber so turbulent wie bei Katrine und ihrem Jonas in Kopenhagen dürfte er doch nur selten verlaufen. Unerwartet taucht da nämlich Thomsen auf, ein Mann aus Katrines Vergangenheit und stürzt die ganze Hochzeitsgesellschaft in ein unglaubliches Chaos, an dessen vorläufigem Ende natürlich nichts mehr ist, wie es zuvor war. Verschiedene Requisiten spielen dabei auch eine Rolle: Ein neu gekaufter alter Hund, ein paar sehr blaue Pillen, ein HIV-Test, eine depressive Schwester in der Psychiatrie, mehrere Handies und ein Brautkleid, um jetzt nur einige Dinge zu erwähnen. Hinzu kommen allerhand erotische und weniger erotische Komplikationen: Thomsen war einst, bevor er für zwei Jahre nach Kenia verschwand, mit Katrines Schwester liiert, doch sie selbst war auch in ihn verliebt gewesen und hat offenbar dieses Gefühl noch konserviert. Jonas zieht mit seinen Jungs zum Junggesellenabschied los, in dessen Verlauf wohl auch so einiges passiert, was nicht passieren dürfte, jedenfalls findet sich Joans am anderen Morgen in Katrines Brautkleid wieder, das am Abend vorher noch ihre beste Freundin getragen hatte... Und überhaupt hat man den Eindruck, daß, je mehr sich Katrine und Jonas gegenseitig versichern, wie lieb sie sich finden, diese Liebe nicht gerade die innigste und leidenschaftlichste ist. Naja, und am Schluß stürzt die Braut dann in der Kirche den Pfarrer, den Bräutigam und gesamte anwesende Gesellschaft in tiefen Frust, entscheidet sich für Thomsen und die Schwester entkommt aus den geschlossenen Abteilung und wird dabei von ihren inneren Stimmen begleitet.

 

   Wie man sieht geht es recht wild zu in diesem kleinen Film, der nach guter dänischer Sitte (siehe auch „Skagerrak“ weiter oben) Ernstes mit Lustigem kombiniert, von seinem frischen, sehr unkonventionellen Temperament und Personal lebt und davon, daß die Schauspieler allesamt bestens aufgelegt sind. Zwischendurch wird es auch mal etwas nervig, weil die Verwicklungen allzu konstruiert und einfach zuviel werden, doch dann werden auch immer wieder Momente der Ruhe, der Tiefe eingebaut, tritt das Menschliche in den Vordergrund (und damit die Qualität der Schauspieler), was gerade in solchen Filmen sehr wichtig ist, wenn das Ganze nicht zur platten Nummernrevue  werden soll. Ich habe aus Dänemark schon bessere Exemplare der Gattung Tragikomödie gesehen, sicherlich auch solche, die mir länger im Gedächtnis bleiben werden, aber heutzutage muß man ja über jeden Film aus dem Norden dankbar sein, und das bin ich auch, und weiß, daß demnächst bestimmt mal wieder anspruchsvollere, substanzreichere Kost von dort oben zu uns durchdringen wird. (8.6.)