Anything else (#) von Woody Allen. USA, 2003. Jason Biggs, Christina Ricci, Woody Allen, Danny de Vito, Stockard Channing
Moment mal – wie lange ist das jetzt eigentlich her seit dem letzten Woody-Allen-Film und wie hieß der überhaupt? Klar, der mit dem Jadeskorpion, echt witzig, und das ist schon drei ganze Jahre her. Drei Jahre ohne Woody Allen, das hätte es früher nie gegeben (und liegt auch nur daran, daß sein letzter Film bei uns total untergegangen ist). Nun, ich kann sagen, daß ich diese drei Jahre ganz gut überlebt habe, zumal das Niveau seiner Filme vor dem Jadeskorpion sooo doll auch nicht war, aber jetzt ist er wieder da, und ich bin froh darüber und weiß ja doch, was ich an ihm habe, auch wenn er vielleicht keinen neuen „Manhattan“ oder „Hannah und ihre Schwestern“ mehr machen wird. Aber irgendwie begleitet er einen doch durchs Kinoleben und das schon seit sehr sehr langen Jahren, leider schon lange nicht mehr gegen Triefschläge gefeit, aber in besserer Form noch immer eine Klasse für sich, und sowieso lebt der Mann ja in seinem ganz eigenen Universum.
Aus genau dem kommt auch seine neue Geschichte – jüdische Komiker in New York, ein alter und ein junger, der alte ein paranoider Exzentriker und der junge ein etwas unsicherer, wankelmütiger Typ, der sich weitgehend mit seiner zickigen, launischen Mieze auseinanderzusetzen hat, am Ende dann aber doch die Kurve in Richtung Kalifornien kriegt, wobei nicht ganz sicher ist, wer von beiden das Spiel letztendlich gewonnen hat.
Man hat hier also alles, was man an Woody Allen liebt, wenn man ihn denn überhaupt liebt. Szenen aus dem Bildungsbürgertum, Szenen aus den Künstlercliquen, jede Menge Spielchen mit jüdischer Identität und noch mehr Witze über die unvermeidlichen, immer wieder nachwachsenden Stadtneurotiker, denen Woody Allen ein Denkmal bis ans Ende aller Tage gesetzt hat. Dazu gibt’s flottes, von beschwingtem Jazz beseeltes Tempo, ein paar wirklich lustige, unwiderstehlich typische Woody-Allen-Sprüche, Schauspieler, die gerade in seinen Filmen stets ihr Bestes geben, und viele viele wunderschöne Bilder und Impressionen aus New York, so viele und schöne wie schon sehr lange nicht mehr übrigens, das fällt direkt auf. Es gibt lange Spaziergänge durch Straßen und Parks, durch Wohnviertel und am Fluß entlang, und die Kamera betont die Stimmungen und Ansichten der Stadt so, als wolle sie ihr einmal mehr ihre Reverenz erweisen, so wie es Allen schon x-mal zuvor getan hat. Seit Jahren hat mich kein Woody-Allen-Film mehr optisch so beeindruckt wie dieser, und das ist schon mal ein deutliches Plus. Der Rest ist bekannt, ist Routine, macht immer wieder Spaß, ist sicherlich nicht so genial wie seine genialsten Werke, läßt den Film aber insgesamt einen sicheren Platz im gehobenen Mittelfeld einnehmen, und wie ich schon sehr oft betonte, hat das angesichts der sonstigen US-Filmszene sehr viel zu sagen. Solche Filme kann nur einer machen, und vielleicht wird es ihm nun doch bald zum Nachteil, daß er einfach so viel davon gemacht hat. (7.9.)