Les rivières pourpres 2 – Les anges de l’apocalypse (Die purpurnen Flüsse 2 – Die Engel der Apokalypse) von Olivier Dahan. Frankreich, 2004. Jean Reno, Benoît Magimel, Camille Natta, Christopher Lee

   Die erste Ausgabe der purpurnen Flüsse war Trash, aber irgendwie blöder Trash, weil er sich zu ernst nahm und ein viel zu aufgedonnertes, lächerliches Finale nach einer halbwegs akzeptablen Vorbereitung hatte. Ärgerlich. Der zweite Teil, geschrieben übrigens  von Herrn Besson, ist natürlich auch Trash, aber guter, angenehmer Trash. Von Beginn an hält er ein ziemlich flottes Tempo, findet rasch seinen Tonfall, düster und ominös, aber um Himmels Willen nicht zu ernst, und er macht eben nicht den Fehler, uns erst am Ende mit allerhand absurden Erklärungen und Theorien zu erschlagen, sondern tut dies schon vorher, so daß wir unser popcorngelähmtes Hirn schön scheibchenweise anstrengen müssen und mehr oder weniger jederzeit auf Höhe des Geschehens sind. Und worum geht’s?

   Der böse Magier Saruman hat in Mittelerde nichts mehr reißen können, hat sich deshalb das Haar gekürzt, den Bart ebenfalls, hat die weißen Gewänder eingetauscht gegen feinen Zwirn und Krawatte, und hat sich in ein deutsches Ministerium für kulturelle und religiöse Zusammenarbeit oder so nach Berlin eingeschlichen. Von dort aus startet er nun seinen neuesten Angriff auf die Menschheit: In der Maginotlinie wurde einst im Krieg ein uralter, sagenhafter Schatz des Vatikan entdeckt, der nur damals den Umständen entsprechend nicht mehr gehoben werden konnte. In der Zwischenzeit wurde er leider auch von einem Trüppchen verwirrter religiöser Spinner gefunden, und die müssen jetzt natürlich erst beseitigt werden, bevor man daran gehen kann, ein reines, weißes, gläubiges Europa zu errichten. Um den Zuschauern ein wenig gruselige Zerstreuung zu bieten, hat man sich für die Ermordung der zwölf Apostel (so nannten sich besagte Spinner) einige sehr fotogene Blutrünstigkeiten einfallen lassen, so daß Kommissar Niemans aus Paris und sein junger Kollege Reda einiges auszustehen haben, bis sie endlich zum Kern der Sache, sprich in die endlosen Katakomben der alten Verteidigungsfestung vordringen können.

 

   Im lauschigen Lothringen ist mithin der sprichwörtliche Teufel los, und auch der zweite Film versteht es geschickt, ein eigentlich vertrautes und wenig bedrohlich erscheinendes Milieu so in Szene zu setzen, daß es plötzlich doch unheimlich, irgendwie unwirklich und unweltlich ausschaut. Obendrein ist das Wetter mies, die Beleuchtung ebenfalls, und die Landbevölkerung huldigt offenbar doch recht vielfältigen Aberglauben und anderen Wahnvorstellungen. Zwei eher säkular orientierte Bullen werden also konfrontiert mit einer abseitigen, mittelalterlichen Welt, die allerdings insofern  jederzeit Schritt halten kann, da ihr Equipment und ihre Methoden absolut auf der Höhe moderner Erkenntnisse sind. Wie gesagt – ernstnehmen kann man diesen überkandidelten Quatsch unmöglich, und darum soll es auch gar nicht gehen, sondern allein um augenzwinkernde, lustvoll durchgedrehte Unterhaltung, um ein paar tolle Verfolgungsjagden zu Fuß und im Auto, um ein bißchen finsteren Grusel, ein bißchen Mysterytouch à la „Im Namen der Rose“, natürlich ohne dessen Anspruch, und ganz allgemein darum, anderthalb Stunden Spaß zu haben. Die Idee mit der Maginotlinie ist irgendwie klasse, denn einen effektvolleren realen Schauplatz für so was kann man sich ja gar nicht denken, und auch sonst bilden alte Klostermauern, Kirchtürme, versteckte Seen und die lothringischen Wälder bewährte und immer wieder gern benutzte und zitierte Zutaten. Dazu drei Stars, denen das Ganze offensichtlichen Spaß gemacht hat, und schon habe ich das bekommen, was ich eben wollte – komisches und spannendes Trashkino von der gekonnten Sorte. Und wenn man mal überlegt, was in dieser Richtung so alles verbrochen wird, stellt man rasch fest, daß auch guter Trash eine richtige Kunst ist. (8.4.)