Miffo (#) von Daniel Lind-Lagerlöf. Schweden, 2003. Jonas Karlsson, Livia Millhagen, Ingvar Hirdvall, Lisa Aouifia, Liv Mjönes, Kajsa Ernst
Tobias kommt als junger Pfarrer neu in ein Sozialghetto irgendwo am Stadtrand. Er lernt Carola kennen, die im Rollstuhl sitzt, bei ihrer trinkenden Mutter haust und auch sonst nicht gerade Schwiegermamas Traum ist. Aber er verliebt sich in sie, was er erst so richtig zugeben kann, als er schon mit der Falschen, seiner hübschen braven blonden biederen Ex, vermählt ist.
Eine nette Komödie, deren Verlauf so sehr vorhersagbar ist, daß sie unbedingt andere Qualitäten haben muß, um nicht nach einer halben Stunde in Langeweile abzufallen. Hier wird versucht, den mangelnden Einfallsreichtum der Drehbuchschreiber durch die Einbeziehung origineller, schräger Typen nach bewährt skandinavischem Muster auszugleichen, was meiner Meinung nach aber nur zur Hälfte gelungen ist. Zuviel ist davon einfach sattsam bekannt: Der junge, grünschnäblige, naive liebe Kerl, der unversehens auf eine Frau trifft, die seinen bisherigen Horizont weit übersteigt, frech, unkonventionell, provokativ, eine Frau, die ihn fordert und reizt, die ihn über seine Grenzen hinaus treibt, aber da ist ja noch sein Elternhaus, gut bürgerlich, sittsam, mit sehr festen Regeln, und da ist noch seine glatte, niedliche, jederzeit vorzeigbare Ex, eine verlockende, weil bequeme und vertretbare Wahl. Wie Tobias weiß auch jeder von uns im Zuschauerraum, daß sein Herz eigentlich der anderen gehört, und jeder weiß auch, daß solche Stories immer im Showdown vorm Altar enden, so auch diesmal (bei Carolas Trotzheirat mit ihrem Saufkumpan), nur daß hier der trauende Pfarrer selbst aktiv involviert ist und die sich anbahnende Katastrophe abzuwenden versucht, was ihm mit Hilfe einer eingeschlagenen Visage denn auch gelingt. All dies hat wenig Tiefgang (allerdings auch keine Ambitionen in diese Richtung), hat sicherlich den einen oder anderen witzigen Moment, hat frisch aufgelegte Schauspieler, hat aber auch vor allem im zweiten Teil beträchtliche dramaturgische Hänger, und ist unterm Strich nicht mehr als ein nett im Vorübergehen zu konsumierendes Feelgoodmovie, das grundsätzlich meinen Ansprüchen an Kino aus dem Norden nicht unbedingt genügt, aber immerhin die eine witzige Überraschung parat hält, daß selbst ein abgenudelter Uraltschlager wie „It’s a heartache“ zu ganz neuer Wirkung gelangen kann, wenn dazu bewegte Bilder ablaufen. (27.10.)