School of Rock (#) von Richard Linklater. USA, 2003. Jack Black, Joan Cusack

Eine Art  “Club der toten Dichter”  für Rockfans oder so – ein Film, den man wohl nur unter ganz bestimmten Bedingungen wirklich mögen kann, und ich muß für meinen Teil sagen, daß ich, wenn ich nicht solch ein großer Musikliebhaber wäre, diesen Film bestimmt genau so blöd und kitschig fände wie all die anderen dieser Gattung. Denn kann kennt die Gattung natürlich, hat schon –zig Versionen und Variationen davon gesehen: Unkonventioneller Lehrer kommt an spießige Schule, eckt mit seinen Ansichten und Methoden an und schafft es dennoch gegen alle Widerstände, seine Schüler zum Leben zu erwecken und Großes aus ihnen herauszuholen.

Diesmal geht’s eben um Rockmusik, und zwar so, wie Dewey Finn sie definiert, und das hört ungefähr bei AC/DC auf und bewegt sich ansonsten zurück in die Siebziger und Sechziger. Schon mal ein Sympathiepunkt für mich (AC/DC natürlich nicht...). Finn ist gerade aus seiner Band geflogen, braucht sehr dringend Kohle und schleicht sich als Aushilfslehrer unter dem Namen seines Kumpels in eine piekfeine Privatschule ein. Und als eingeschworener Rock’n Roller fällt ihm auch nichts anderes ein, als aus dem kreuzbraven Klassenorchester eine heiße Band zu formen, die dann auch noch den lokalen Battle of the Bands und damit die Zustimmung er Eltern und der zickigen Schulleiterin gewinnt. Naja, Hollywood eben.

 

Falls ich irgendwie erwartet hatte, daß ein Mann wie Linklater daraus vielleicht etwas anderes, neues, abweichendes machen würde, sah ich mich drastisch getäuscht, denn dies ist hundertprozentig die übliche Mischung aus Witz, Tempo und der guten amerikanischen „you can make it if you really try“- Philosophie, die uns Werke dieser Art gern meterdick aufs Brot schmieren. Und so mutieren stocksteife, biedere, wohl erzogene Reicheleutekinder zu selbstbewußten, mutigen, engagierten Rockern, so wie der Herr es befahl, und alles wird gut. Wie gesagt, ich würde solchen Humbug niemals ertragen wollen, wenn ich nicht eine grundsätzliche Sympathie für Spinner wie Dewey hegte, die tatsächlich noch der Meinung sind, daß man es mit Rock’n Roll den Bossen da oben mal so richtig zeigen und daß ein einziges gutes Konzert die Welt verändern kann. Und die natürlich im tiefsten Inneren davon überzeugt sind, daß die wirklich gute Musik vor fünfundzwanzig bis fünfunddreißig Jahren entstanden ist. Dazu kommt, daß Jack Black wirklich eine tolle Einmannshow hinlegt (der ganze Film ist sehr auf ihn zugeschnitten, was nicht ohne Risiko ist bei einem so überdrehten Typen wie ihm), und wenn auch sicher nicht jede Szene gleichermaßen witzig und gelungen ist, so reißt er uns allein mit seinem irren Temperament, seiner sichtbaren Begeisterung für die Sache, seiner entwaffnenden Kindlichkeit und seiner unzähmbaren Verrücktheit mit. Der Knabe lebt mit Haut und Haaren für Rock’n Roll, das ist seine Mission und sonst gar nichts, und so wie Black das rüberbringt, glaubt man es ihm in jeder Sekunde. Dazu gibt Joan Cusack einen effektvollen Kontrast als schmallippige, brillenstarrende, verklemmte Ziege, die sich höchstens durch ein wenig Alkohol und ein paar Songs von Stevie Nicks aus der Reserve locken läßt, denn in den meisten Menschen steckt tief drin irgendwo ein bißchen Rock’n Roll. Also ein sympathisches, wenn auch ziemlich leichtgewichtiges und oberflächliches Bekenntnis zur Musik mit zumindest einigen doch sehr lustigen Szenen, einem mitreißenden Hauptdarsteller und einem ebenfalls sehr sympathischen Bekenntnis zum Uncoolen, und das von einem, der angefangen hat mit einem Film über Slacker! Vielleicht hat er einfach so ein großes Herz. (1.3.)