L’Équipier (Die Frau des Leuchtturmwärters) von Philippe Lioret. Frankreich, 2004. Sandrine Bonnaire, Philippe Torreton, Grégori Derangère, Emilie Dequenne, Anne Consigney, Nathalie Besançon
Alles schon mal dagewesen? Aber sicher doch: Eine Frau zwischen zwei Männern vor wildromantisch tosender Naturkulisse, ein Neuer in einer hermetischen Dorfgemeinschaft mitsamt den üblicherweise ausbrechenden Animositäten, echte Männerkumpanei unter Fischern oder halt Leuchtturmwärtern, und häufig kommen dann auch die Nachfahren ins Spiel, die die ganze Geschichte Jahrzehnte später erinnern oder wieder zutage fördern. Philippe Lioret baut sein Melodrama aus lauter bekannten und reichlich oft benutzten Zutaten zusammen, und das ist mir während des Zuschauens schon des öfteren etwas sauer aufgestoßen, denn sehr viel von dem, was sich hier ereignet, ist leicht vorhersehbar, wirkliche Überraschungen oder Variationen traditioneller Themen finden nicht statt, einzig der historische Hintergrund des Algerienkrieges und einige schlimme Details in der Vergangenheit unseres sensiblen Liebhabers sorgen für ein wenig Tiefgang. Aber sonst: Der ruhige, freundliche Mann im rauhen bretonischen Westen unter lauter rauhen Bretonen (die allesamt hart am Rande des Klischees wandern), die ihn natürlich auf gar keinen Fall als einen der ihren anerkennen wollen, die ersten, später dann tieferen Blicke zwischen ihm und der Frau seines Leuchtturmwärterkollegen, das junge Mädchen im Dorf, das ihn gleichfalls umschwärmt, in ihrer Naivität aber erst ganz spät mitkriegt, was eigentlich läuft, der sich zuspitzende seelische und erotische Konflikt, eskalierend in einem etwas absurd aufgepeppten Sturmfinale auf dem Turm, den er schließlich auflöst, indem er sich von dannen macht, nicht ohne allerdings ein Kind zu hinterlassen, und zu alledem das wuchtige Granitpanorama der Île d’Ouessant draußen vor der Westküste des Finisterre, dort wo ich mal begraben sein möchte. Deswegen, also wegen der erhofft tollen Bilder aus der Bretagne, bin ich hauptsächlich ins Kino gegangen, und ein paar schöne sind auch dabei, einige sind allerdings auch arg auf Effekt getrimmt so wie auf den Postern vom Leuchtturm in der Brandung, die man in den Souvenirläden dieser wunderbaren Gegend kaufen kann. Lioret kann sich in Ermangelung origineller künstlerischer Einfälle auf seine glänzenden Darsteller stützen, die der etwas mechanisch ablaufenden Story dennoch Glaubwürdigkeit und Gefühl geben können und eigentlich der Hauptgrund sind, daß ich trotz allem ganz gern zugesehen habe, während die übermäßig schwülstige und allgegenwärtige Musik wiederum ein weiterer Störfaktor ist. Aber vielleicht liegt Liorets Konzept genau darin, daß er ein klassisches Melodrama der alten Schule inszenieren wollte, und vielleicht ist ihm das sogar gelungen. Aber klassische Melodramen der alten Schule waren noch nie so mein Ding. (22.6.)