Oh happy day (#) von Hella Joof. Dänemark, 2004. Lotte Andersen, Malik Yoba, Ditte Gråbøl, Kurt Ravn, Søren Fauli, Lars Hjortshøj, Lærke Winther Andersen, Ditte Hansen
So wie das alte Jahr zu Ende ging, so soll also auch das neue beginnen – mit einem richtig schönen Film fürs sprichwörtliche Herz. Für diese Sparte sind oft und gern die sympathischen kleineren Außenseiter zuständig, die Skandinavier aber in jedem Fall, und folglich darf man sich mit Fug und Recht gut aufgehoben fühlen in diesem neuen dänischen Film, in dem ein amerikanischer Prediger und Gospelchorleiter unfreiwillig in der dänischen Provinz Station machen muß, weil er nämlich die Folgen eines Unfalls kurieren muß. Hier ergreift nun der hiesige Kirchenchor die einmalige Gelegenheit und bittet um die Dienste des schwarzen Mannes, der ihnen nun die wahren Töne und Rhythmen beibringen soll. Und wie das so läuft in solchen Filmen gelingt dies auch gegen alle individuellen und strukturellen Widerstände, und am Schluß macht sich ein buntes, hoffnungsfrohes Grüppchen im Bus auf, um die große weite Welt zu erobern.
Das ist ein Teil der Geschichte, der Rahmen wenn man so will. Es gibt noch einen anderen, eher persönlichen Teil, und der betrifft Hannah, die seit Jahren scheinbar ohne große Begeisterung und eigentlich nur ihrer Schwägerin zuliebe mitsingt im Kirchenchor zu Risinge und die, obgleich sie eigentlich die mit Abstand beste Stimme weit und breit besitzt, immer im Schatten anderer steht, die sich einfach besser produzieren können als sie. Zuhause bewegt sie sich in einem festen Rahmen bürgerlichen Ehe- und Familiendaseins, einem Rahmen, der ihr keinerlei Möglichkeit zur Entfaltung ihrer tief verschütteten Persönlichkeit einräumt. Erst die Begegnung mit den leidenschaftlichen Gospelgesängen und Mr. Moses Jackson, dem bewußten Chorleiter, verändert ihr Leben von Grund auf, sodaß wir am Schluß auch eine Emanzipationsgeschichte erzählt bekommen haben, in der Hannah nämlich Mann und Kinder hinterwegs läßt und mit ihnen ihre gesamte bisherige Existenz als brave, allseits konforme Hausfrau und Mutter, um sich in das Abenteuer Leben zu stürzen, auch wenn es mit dem Herrn Moses nicht geklappt hat.
Ein Happy End mit gemischten Gefühlen also, aber das ist eigentlich nur gut so, denn ein auf ganzer Linie strahlendes Finish ist ja oft eher störend weil viel zu aufgesetzt und überzogen. Hier also mischt sich Hannahs Trauer über die letztlich doch unerfüllte Liebe mit ihrer mutigen Entschlossenheit, alles auf eine Karte zu setzen, auf die gewohnte gutbürgerliche Sicherheit zu verzichten und allein ihrer Liebe zur Musik und zum Gesang zu folgen. Dies wird sowohl von der Regie als auch von den fabelhaften Schauspielern mit enorm viel Gefühl und Begeisterung herübergebracht, und das spürt man in jedem Augenblick. Die Mischung aus übermütigem, charmant-skurrilen Witz, inbrünstiger, mitreißender Musikalität und einer durchaus ernst gemeinten Liebes- und Trennungsgeschichte ist bestens geglückt und völlig überzeugend realisiert. Natürlich sind die Versatzstücke der Geschichte aus zahlreichen recht ähnlich gelagerten Werken bekannt, und man kann ihren Fortgang mit einiger Sicherheit schon vorhersagen, doch das macht in dem Moment nichts, wo mit soviel sichtlicher Liebe zum Detail und zu den Menschen operiert wird. Wenn man mal darüber hinwegsieht (und –hört), daß Rick fucking Astley den Soundtrack beisteuert (wie zum Henker konnte der aus der geschlossenen Anstalt entfliehen?), macht sogar die Musik viel Spaß, wenn sie von den dänischen Dorflaien mit derartiger Hingabe und Begeisterung vorgetragen wird. So ist es halt oft, die Dänen haben das gewisse Etwas, das auch noch aus nicht ganz so originellen Stories einen sehenswerten, einfach schönen Film macht. Hier haben sie einmal mehr geschafft. (6.1.)