La vita que vorrei (Das Leben, das ich immer wollte) von Giuseppe Piccioni. Italien, 2004. Sandra Ceccarelli, Luigi Lo Cascio, Galatea Ranzi, Fabio Camilli, Antonino Bruschetta
Schon während des Zuschauens habe ich es geahnt, und nachher noch deutlicher, und das Urteil meiner Begleitung bestätigte mich leider darin, daß dies nicht der erhoffte ganz große Wurf geworden ist und daß gleichzeitig damit der italienische Film nach den Versprechungen des grandiosen letzten Jahres in 2006 kaum präsent ist. Gerade die Konstellation Piccioni – Ceccarelli – Lo Cascio hatte nach dem wunderbaren „Licht meiner Augen“ meine Erwartungen sehr hoch aufgehängt, aber wie das häufig so ist mit hoch aufgehängten Erwartungen...
Film im Film: Der etablierte Filmstar Stefano und die unerfahrene Laura lernen sich beim Dreh zu einem Kostümdrama kennen. Er ist ein introvertierter, distanzierter, eitler Macho, der keine Nähe zuläßt und seine Liebschaft, eine junge Studentin, schäbig benutzt, sie ist sensibel, verletzlich, unsicher, aber auch mutig und unternehmungsfreudig und knüpft schnell Kontakte, während er zunehmend verdrossen daneben steht und sie eifersüchtig beobachtet. Er spielt diese Eifersucht immer mehr gegen sie aus, setzt sie unter Druck, macht ihre Pläne und Ideen schlecht bis sie ihn schließlich verlässt, obgleich sie ein Kind von ihm bekommt. Dieses Kind nimmt er zum Anlaß, nach Monaten wieder auf sie zuzugehen, doch ihr Blick verrät schon, dass sie große Zweifel an einem wirklichen Neuanfang hat.
Film im Film ist nicht neu, und auch Piccionis Grundkonzept, die beiden Ebenen Lebenswirklichkeit und künstlerische Fiktion im Verlauf der Geschichte immer enger interagieren zu lassen, ist nicht neu, und was er diesem Grundkonzept schlussendlich abgewinnt, ist ebenfalls nicht neu und auch nicht überraschend. Die Fronten zwischen den beiden sind allzu schnell festgelegt – sie macht die Beziehungsarbeit und traut sich Gefühle zu, er blockt und mauert und hat Angst vor Gefühlen und Bindungen – und Piccioni kann den akademischen, theoretischen Ansatz der Konstruktion nie richtig vergessen machen. Dabei gibt es einige gelungene Übergänge, in denen die beiden ihre Gespräche fortsetzen, nur plötzlich in Kostümen, und wo ganz deutlich wird, dass sie sich der Parallelen wohl bewusst ist, während er daraus keine Konsequenzen zu ziehen vermag, zumal er das Projekt lediglich als eine Rolle unter vielen, als einen prestigeträchtigen Job betrachtet. Unter seiner sympathischen, zurückhaltenden Fassade entpuppt er sich als egozentrischer Holzklotz und dabei bleibt es leider auch. Piccioni ist es zu wenig gelungen, Bewegung und Entwicklung in die Figur des Stefano und damit in die Beziehung der beiden zu bringen, viele Szenen wiederholen sich im Kern mehrmals, eine Party reiht sich an die nächste, immer wieder sehen wir die aufgeschlossene Laura und den starren, arroganten Stefano, wie er ihr die Freude vorsätzlich verdirbt und ihr anschließend auch noch bösartige Vorwürfe macht. Auch wiederholen sich monoton jene Szenen, in denen Laura von ihrem Ex verfolgt wird, der sich plötzlich abgehängt fühlt und ihr den unerwartet großen Erfolg ebenfalls neidet. Und so verliert der Film ungefähr nach der Hälfte das meiste an Spannung und kann auch gegen Ende nicht wieder aufholen. Das heftige Hin und Her zwischen den beiden ist vorhersehbar und ein wenig willkürlich, es fehlt die Magie, die Piccionis früheren Film auszeichnete und die den beiden Hauptdarstellern angemessen wäre. Die sind natürlich wieder einmal große Klasse und lohnen das Hinsehen dann doch mit ihrem gefühlvollen und doch nie aufdringlichen oder überzeichneten Spiel. Mit Ceccarelli und Lo Cascio hätte Piccioni fabelhafte Möglichkeiten gehabt, doch hat er diesmal zu wenig daraus gemacht. Es gibt einige intensive, eindrucksvolle Momente, in denen man sehen kann, wie stark die beiden zusammen sind und was vielleicht möglich gewesen wäre, und ich hätte mir einfach noch viel mehr solch intimer Szenen nur mit den beiden gewünscht, doch ist wie gesagt die Konstruktion zu künstlich und die Umsetzung ein wenig zu einfallslos geraten, so dass ich unter dem berühmten Strich nicht ganz zufrieden bin mit diesem Film. Um so bedauerlicher als wie gesagt meine Erwartungen... (5.12.)