La planète blanche (Der weiße Planet) von Thierry Ragobert und Thierry Piantanida. Frankreich/Kanada, 2006
Ich mag Naturfilme und ich mag Tierfilme – beides allerdings mit gewissen Einschränkungen, die auf die Mehrzahl der momentan geradezu inflationär hereinflutenden Machwerke zutreffen: Ich mag nämlich nicht, wenn Tiere dumm vermenschlicht werden, wenn angeblich spektakuläre Bilder allzu deutlich getrickst oder wenn angeblich spektakuläre Naturbilder allzu deutlich am Computer nachbearbeitet wurden. Dieser Film macht sich dieser Tatbestände augenscheinlich nicht verdächtig – er behandelt Tiere und Natur mit respektvollem Abstand, er geht nicht auf den großen Effekt aus und er lässt den tierischen Lebewesen ihre eigenen Identität und drückt nicht auf unsere Mitleids- oder Tränendrüsen. Und: Er ist trotzdem spektakulär, denn was dort an Impressionen in den arktischen Regionen gesammelt wurde, ist grandios und wirkt auf der großen breiten Kinoleinwand noch ein ganzes Stück imposanter. Ein Jahreszyklus zwischen langem Winter, Packeis, dem kurzen Frühling, dem heftigen Sommer und den herbstlichen Vorbereitungen auf die lange dunkle Jahreszeit, eine Fülle eindrucksvoller Beobachtungen und wunderschöner Szenen und über achtzig Minuten durchaus ein Genuß für die ganze Familie.
Zwei Kritikpunkte möchte ich dennoch anbringen: Der Ethnosoundtrack, der uns fast die ganze Zeit über begleitet, ist mir persönlich ein bißchen zu laut und zu aufdringlich und steht auch nicht immer in direkt nachvollziehbarer Verbindung zum jeweiligen Moment. Und zweitens empfinde ich es als ein Versäumnis, wenn erst in allerletzter Minute der ansonsten eher unzusammenhängende und im Grunde fast überflüssige weil willkürlich und bruchstückhaft eingesetzte Kommentar sich einer politischen Note befleißigt und auf die Folgen der Klimazerstörung durch den Menschen hinweist. Hier hätte der Film sehr viel mehr leisten können, denn im Großen und Ganzen weiß das natürlich schon jeder, im Detail jedoch und direkt vor Ort veranschaulicht hätten viele Informationen nachhaltig und einprägsam wirken können. Die Macher aus Kanada und Frankreich verfolgten aber offenkundig diesen Anspruch gar nicht sondern zielten eher auf ein rein visuelles Wohlfühlerlebnis ab. Dagegen ist an sich vielleicht nichts zu sagen, ich für meinen Teil denke aber, dass dies zu wenig ist und dass gerade jetzt jeder Film dieser Art die Chance zur Stellungnahme und zum Appell nutzen sollte, weil Aufklärungs- und Sensibilisierungsarbeit immer nötig ist, zumal wenn sie seriös und fundiert gemacht wird. Somit handelt es sich hierbei „nur“ um ein tolles, kurzweiliges optisches Vergnügen, das keinen tiefergehenden Anspruch erhebt, allerdings andererseits auch längst nicht so kitschig oder banal ist wie sehr viele andere Filme dieser Kategorie. (28.12.)