Flushed away (Flutsch und weg) von David Bowers und Sam Fell. England/USA, 2006. 

   Erst dachte ich natürlich, ach du Scheiße, nun sind die Leute von den Aardmanstudios nach vielen Jahren der liebe- aber eben auch sehr mühevollen Handarbeit und Stop-Motion-Technik doch noch umgefallen und heimgekehrt ins Pixelreich, dorthin, wo sich Disney und Pixar seit einiger Zeit einen ebenso monotonen wie überflüssigen Konkurrenzkampf liefern, der für uns arme Konsumenten nur den einen Effekt hat, dass wir nämlich Jahr für Jahr nun aus zwei Richtungen mit den ewig gleichen Geschichtchen und Figuren belästigt werden, zur Freude der Kleinen natürlich und im gleichen Maße zum Überdruß der Eltern, die immer wieder für ein und denselben Film bezahlen müssen. In Erinnerung an die vielen schönen Wallace-and-Gromit-Filme aber bin ich dann doch mitgegangen und habe es nicht bereut, im Gegenteil, ich habe einen Heidenspaß gehabt und obendrein einmal mehr meine stereotype Meinung zum Unterschied zwischen englischem und amerikanischem Witz bestätigt gefunden. Wo die Amis häufig (es gibt Ausnahmen, ich weiß...) sehr schlicht, gefühlig und pathetisch und rundum eher platt daherkommen, bestechen die Brits zumeist durch jene Form der sophistication, die auch einen eher an Kinder gerichteten Film für Erwachsene zum Vergnügen macht.

   Die Abenteuer der verwöhnten und gleichzeitig einsamen Hausratte Roddy in der Unter- sprich Kanalisationswelt Londons, wo er an der Seite der frechen Rita im Kampf gegen den ausgeblasenen Frosch und seine Schergen bestehen muß, sind zugleich rasant, grotesk und spannend, randvoll mit wunderbar witzigen Details, unmäßig vielen ironischen Einfällen und Anspielungen und tatsächlich in jeder einzelnen Sekunde eine tolle Show. Ob nun die königliche Familie eins aufs Deckelchen kriegt oder andere britische Kulturgüter reihenweise durch den Kakao gezogen werden, man kommt auf dem kichern einfach nicht raus und muß dabei doch auch stets auf der Hut sein, wenn man nicht fünf bis zehn neue visuelle oder verbale Gags versäumen will. Sowohl die Autoren als auch die künstlerischen Gestalter haben soviel Ideenreichtum und Liebe in das Projekt gesteckt, dass man sich dem Charme des Ganzen unmöglich entziehen kann und so ist auf jeden Fall der komischste und originellste und schönste Animationsfilm dieses Jahres dabei herausgekommen. – das behaupte ich, obgleich ich viele der anderen gar nicht kenne, aber ich glaube, daß das auch gar nicht notwendig ist.

 

   Die deutsche Synchronfassung hat im Vergleich zum Original, wo solche Leute wie Kate Winslet, Ian McKellen, Hugh Jackman, Jean Reno oder Andy Serkis sprechen, arg abgespeckt, kann aber immerhin mit der sehr attraktiven und unverwechselbaren Stimme von Jessica Schwarz aufwarten, die der Rita den besonderen Kick gibt, und das ist auch schon mal ganz gut. Sonst herrscht hier wie gesagt von Anfang bis Ende echt britische Verrücktheit, und ich persönlich habe die (vielleicht ja auch nur vorübergehende) Abkehr von der Knetmasse gar nicht als besonderes Manko empfunden, dazu ist der Film viel zu gut und zigmal besser als jeder Weihnachtsschmus. Mal sehen, zu welchen Mitteln sie beim nächsten Mal greifen, egal was es sein wird ich werde mich drauf freuen. (22.12.)