The Thief Lord (Herr der Diebe) von Richard Claus. BRD/USA, 2005. Aaron Johnson, Jasper Harris, Rollo Weeks, Alice Connor, Jim Carter, Caroline Goodall, George MacKay, Lathaniel Dyer, Alexej Sayle, Carole Boyd, Bob Goody, Vanessa Redgrave
Ich kenne Kornelia Funkes gleichnamigen Roman leider noch nicht, doch wenn ich diesen Film sehe, kann ich ihnen persönlichen Stil durchaus hinter den Bildern erkennen: Ihre Mischung aus Spannung, Romantik, Komik und ein bißchen Fantasy, ihr überzeugtes, engagiertes Eintreten für die Perspektive der Kinder, vor allem für ihr Recht auf eigene Werte und auf eine eigene Sicht der Welt im Konflikt mit den Erwachsenen, die ihnen immer und ewig ihre Sicht der Dinge aufzwingen wollen. Mit „Tintenherz“ war ich privat nicht ganz so glücklich, aber nun bin ich auf „Herr der Diebe“ eigentlich so richtig neugierig. Der Film, zugegeben ziemlich konventionell und sichtlich für einen überregionalen Markt produziert, erzählt eine spannende und in vielen Details durchaus auch recht komplexe Geschichte so, daß auch jüngere Zuschauer gut folgen können, das heißt, sie werden nicht mit großen Effekten zugeschüttet und die Handlung bleibt trotz einiger überraschender Wendungen und Entwicklungen gut nachvollziehbar. Prospers und Bos Abenteuer in Venedig auf der Flucht vor den bösen Stiefeltern (ein Klischee, das leider in der Besetzung und auch der Darstellung allzu lustvoll bedient wird), ihr Zusammentreffen mit Scipio und seiner Diebesbande und schließlich mit dem geheimnisvollen Conte, der ein Karussell komplettieren und mit ihm die ewige Jugend erreichen möchte, sind spannend und werden zügig erzählt, aber stets so, daß die einzelnen Kinder als Persönlichkeiten im Vordergrund bleiben. Nach bewährtem Muster erscheinen viele der Erwachsenen nur als Stereotypen, was natürlich nicht nötig ist, aber einem leider sehr dominanten Trend im modernen Kinderfilm folgt und suggeriert, daß Kinder nur dann etwas verstehen, wenn es ihnen mit dem sprichwörtlichen Holzhammer eingetrichtert wird. Diese Abstriche werden ausgeglichen durch ein paar sehr schöne Impressionen aus Venedig und einer geschickt konstruierten Dramaturgie, die Scipios Geheimnis ebenso wirkungsvoll präsentiert wie die letztlich ins Komische umschwenkende Zeitreise auf dem Karussell. Ich habe natürlich schon bessere Filme für Kinder und Jugendliche gesehen, aber auch schon viel lieblosere und plattere, und wäre jetzt mal auf einen Vergleich mit „Die wilden Hühner“ gespannt, den ich hoffentlich noch zu sehen bekomme. (18.2.)