Me and you and everyone we know (Ich und du und alle die wir kennen) von Miranda July. USA, 2005. John Hawkes, Miranda July, Brad William Henke, Ellen Geer, Jordan Potter, Brandon Ratcliff, Najarra Townsend, Carlie Westerman
Manche Filme sind schön schräg und manche Filme sind einfach nur schräg (Isländer zum Beispiel, die meisten jedenfalls). Dieser Film schön schräg - verträumt, poetisch, ein bißchen verrückt und sehr skurril, aber immer noch so, daß die Skurrilität nicht zum puren Selbstzweck wird (wie zum Beispiel bei den Isländern, den meisten jedenfalls...).
Wir sehen hier eine gute Handvoll Leute in einer Kleinstadt oder etwa einem Vorort, sehr typisch amerikanisch natürlich, deren Lebenswege mehr oder minder miteinander zusammenhängen. Einen getrennt lebenden Vater mit seine beiden Söhnen beispielsweise, oder zwei Mädchen aus der Nachbarschaft, die einen lüsternen Dickwanst aufreißen, oder eine allein lebende Taxifahrerin und Künstlerin, die sich um eine Ausstellung bemüht und auch um den erwähnten getrennt lebenden Vater, der nämlich auch noch Schuhe verkauft und dessen Söhne auch ein paar höchst bemerkenswerte Abenteuer erleben, der ältere in natura (einen Fellatiowettbewerb der beiden Nachbarsmädchen nämlich) und der kleinere im Internet, aber nicht weniger pikant. Zum Schluß kommen sich Taxifahrerin und Schuhverkäufer angemessen näher, der Kleine hat sein erstes Date auf der Parkbank, die beiden Girlies jagen dem Dicken von nebenan einen Heidenschreck ein, und alles kann eigentlich so weitergehen.
Miranda July, Autor-Regisseurin und Schauspielerin zugleich hat viel Liebe und Zärtlichkeit in ihren Film gelegt, und das spürt man natürlich sofort. Es gibt schön melancholische Momente, aberwitzig erotische, hinreißend verrückte und witzige, und alles immer in ganz leichter Mischung, ohne Anstrengung, ohne Pathos und mit überraschenden Dialogen und ebenso überraschendem Tiefsinn in manchen Momenten, wenn es um die ganz normale Einsamkeit geht, die ganz normale Sehnsucht nach Freundschaft und Liebe und die ganz normalen Probleme, aufeinander zuzugehen und miteinander in Kontakt zu kommen. Ein Film fürs Herz, für Romantiker, mit einem tollen, zart schwebenden, flimmernden Soundtrack, der vorzüglich zum Ton der einzelnen Geschichten paßt, und insgesamt ein Film, nach dem es einem einfach gut geht. Schöne Sache. (1.3.)