Wuji (Wuji – Die Reiter der Winde) von Chen Kaige. China, 2006. Jang Dong-Kun, Hiroyuki Sanada, Cecilia Cheung, Nicholas Tse, Ye Liu, Hong Chen
Meister Chen möchte mit diesem Film ganz augenscheinlich auf den Zug momentan immens populärer, farbenprächtiger chinesischer Actionepen in historischem Gewand aufspringen, doch im Vergleich zu den Werken von Ang Lee und Zhang Yimou fällt schon ein wenig auf, daß Chen nicht gerade der ultimative physische Regisseur ist. Aufwendige, knallbunte Computertricks und viel mystisches Brimborium können nicht darüber hinwegtäuschen, daß dem Film der letzte Drive fehlt, den Leute wie Ang oder Zhang eben zu erzeugen verstehen, weil Chen normalerweise lieber in langsamerem Tempo mit mehr psychologischem Tiefgang erzählt. Beides fehlt hier allerdings – eine verschlungene, über zwanzig Jahre erstreckte Geschichte einer Weissagung, einer großen Rache und reichlich Krieg und Blutvergießen. Chen stellt eine Welt zwischen Barbaren, machthungrigen Königen und einer untergegangenen, friedlichen Schneewelt vor, schwelgt in prächtigen, allerdings sehr künstlichen Tableaus, exquisiten Kostümarien, den mittlerweile zum Standard gewordenen rasanten Kampfszenen und einigen wenigen eindrucksvoll ins Bild gesetzten Charakteren, fünf genauer gesagt, die das komplexe, leidenschaftliche Drama unter sich ausmachen. Und wenn’s dann um das bewußte Drama geht – zwei Männer und eine Frau, ein grausamer Herrscher, ein zum Sterben verdammter Attentäter mit tragischer Vergangenheit – dann fühlt sich Chen sichtlich heimisch, dann kann er die Schauspieler wirken lassen – und sie wirken vortrefflich -, dann kann er mit Gefühlen und Stimmungen arbeiten, und dann gelingen ihm schon eindrucksvolle Szenen. Dann gelingt ihm auch mehr, denn zwischen den Zeilen, also zwischen dem ganzen Mystikkram vernimmt man deutlich politisch interpretierbare Töne und Betrachtungen über Herrschende und Geknechtete. Leider kommt ihm dann immer wieder die Action in die Quere, und die beherrscht er nun mal nicht sonderlich, da schneidet er schlampig oder trickst gar altertümlich (die Büffelstampede zum Beispiel ist fast schon wieder lustig), oder aber er will sich über das ganze Genre mokieren und ich habe seine Absichten mißverstanden, was ich aber ehrlich gesagt nicht glaube. Unter dem Strich also kommt von allem ein bißchen heraus, aber nichts rundes, ganzes. Für’s Auge ist das durchaus nett und gut unterhalten habe ich mich sicherlich auch, aber wenn ich mit den oben genannten Herren vergleiche – und diesen Vergleich strebt Chen zweifellos an -, dann fallen doch Unterschiede auf und zwar nicht zu Chens Gunsten. (2.5.)