Blöde Mütze! von Johannes Schmid. BRD, 2006. Konrad Baumann, Johann Hillmann, Lea Eisleb, Inka Friedrich, Stephan Kampwirth, Andreas Hoppe, Claudia Geisler, Inga Busch

   Martin mit der blöden Mütze zieht mit den Eltern in die Provinz, wo Mama eine Stelle als Lehrerin an Martins Schule annehmen wird. Martin lernt zunächst den anfangs sehr feindseligen und ruppigen Oliver und später die kokette Silke kennen. Er ist nicht gerade der coole, kräftige Typ und hat’s nicht leicht sich zu behaupten und seine etwas über Gebühr besorgten Eltern erleichtern ihm auch nicht gerade das Bemühen um etwas Freiraum, doch hartnäckig bleibt er an dem Mädchen dran und erweist sich auch Oliver gegenüber als fairer Kumpel, hält sogar für ihn den Kopf hin, damit der andere nicht der Schule verwiesen wird. Gegen den Widerstand der Eltern und durch etliche Schwierigkeiten hindurch muss er sich den Weg bahnen, doch am Schluss halten die drei als gute Freunde zusammen, und Martin ist für’s erste dort angekommen, wohin er wollte.

   Alles nicht ganz neu, aber wenn’s mit Liebe und Stil gemacht wird, sehe ich es immer wieder gern und ziehe solche Filme jederzeit dem neuesten Pixelprodukt vor. Coming of age, Probleme in der Familie (Eltern trennen sich oder trinken), Rangkämpfchen in der Schule und natürlich und vor allem die ersten Nöte der heraufziehenden Pubertät, Freundschaft, Liebe, Eifersucht und Einsamkeit, all dies sind Themen aus dem allgemeinen Erfahrungsspektrum aller Jugendlichen und sie werden sorgfältig, differenziert und mit Gefühl umgesetzt. Es gibt eigentlich auffallend wenig zu lachen hier, das heißt auch keine simplen Gags und wenig Klischees auf Kosten der Personen, auch nicht der Eltern, obgleich die Erzählperspektive klar und konsequent bei Martin bleibt und seine Wahrnehmung durchgehend der Filter der Ereignisse bleibt. Der schwierige Spagat zwischen der Rolle als Kind und dem Versuch, neue Freundschaften aufzubauen und zugleich den eigenen Horizont  zu erweitern, wird als ebenso delikates wie verlustreiches Unternehmen geschildert wie der Versuch, sich einem Mädchen anzunähern mit all den Unzulänglichkeiten und Ungeschicklichkeiten, die Jungs halt eben mit sich bringen, mal ganz abgesehen von der Unmöglichkeit für einen Zwölfjährigen, die Mädchen ansatzweise zu verstehen. Martins sexuelle Sehnsüchte werden erfreulich unverblümt und deutlich mitgeteilt, und lang genug konkurriert die erotische und angenehm unerreichbare Phantasie der nackten Sonnenmilch-Blondine mit der wachsenden Neugier Silke betreffend, die natürlich ungleich weniger glamourös und perfekt ist, dafür aber ein echtes leibhaftiges Mädchen mit allen Haken und Ösen. Wo die Jungs ihre Differenzen auf bewährt schlichte Weise mit einer soliden Rauferei begleichen, ist beim anderen Geschlecht höhere Diplomatie gefragt, und die Mädels sorgen auf ihre unnachahmliche Art dafür, dass die tumben Boys sich unweigerlich jedes mal in den Fallstricken der Widersprüche und Zickereien verfangen.

 

   Die drei Hauptdarsteller kommen mit ihren nicht gerade leichten Rollen sehr gut zurecht (sind allerdings vom Alter deutlich sichtbar zu weit auseinander), eine illustre Schar hochklassiger Erwachsener sorgt für den niveauvollen Unterbau und stimmungsvolle Bilder in ländlich-sommerlichem Milieu erzeugen genau das richtige Gefühl, wobei man wundersamerweise darauf verzichtete, die Schauwerte solcher Drehorte wie Erfurt oder Weimar gebührend herauszustellen. Hätten sie meinethalben gern tun können, ist aber egal, denn dies ist ein rundherum sehr schöner Film, der sich hauptsächlich an Jugendliche richtet, aber auch von Menschen anderen Alters gern gesehen wird, und wie immer bei solchen Gelegenheiten würde ich mich einfach freuen, wenn es noch mehr Produktionen wie diese gäbe, weil auch ich mich noch von ihnen angesprochen fühle. (23.5.)